49. Internationaler Wesermarathon 2019
Am Sonntag, den 05.05.2019 war es endlich wieder soweit, das Kanuwanderereignis des Jahres stand auf dem Terminplan, der Wesermarathon mit Start in Hann. Münden, Niedersachsen. Diese internationale Sportveranstaltung – auch „ICF Wesermarathon“ genannt – für Wassersportler aller Arten, wird im Wechsel von den Kanuclubs in Münden und Hameln veranstaltet. Dabei wechseln sie alle drei Jahre: 2018, 2019 und 2020 ist der Mündener Kanuclub Ausrichter. Die Männer des Camping-Klans wollten sich dieses Jahr als paddelbegeisterte Kanuwanderer zusammen der Herausforderung stellen (letztes Jahr alleine, s. Beitrag) und den familieneigenen Zweierkanadier mindestens über die Bronzedistanz die Weser runterschaukeln. Dazu hatten wir uns lange im Vorfeld bei den Mündenern angemeldet (8 €/Nase) und ein Plätzchen auf dem herrlichen Campingplatz in Höxter (Wesercamping Höxter) ganz vorne direkt an der Weser reserviert, mehr zum Campingplatz und den Freizeitmöglichkeiten in Höxter gibt es in einem Extra-Beitrag. Der Plan war morgens nach Hann. Münden zu fahren, flussabwärts die Weser runterzupaddeln, in Beverungen (53 km) die Bronzemedaille einzusacken und dann, wenn die Kräfte es erlauben, bis zu unserem Stellplatz nach Höxter weiter zu paddeln, rund 68 km. Ob uns das gelang? In jedem Fall waren wir in der Woche davor doch ganz schön aufgeregt.
Die Regeln
Die Regeln des Wesermarathons sind ganz einfach. Offiziell wird morgens früh um 6:00 Uhr in Hann. Münden in der Fulda-Schleuse zwischen Oberem und Unterem Tanzwerder gestartet. Die Schleuse wird extra für den Start geöffnet und dann geht es flussabwärts. Fertig.
Um zu überprüfen, dass die Teilnehmer angemeldet sind, muss man sich noch eine Registrierungsmarke holen, das geht Freitag oder Samstag beim Mündener Kanuclub oder auch Sonntag morgens direkt im Wettkampfbüro an der Schleuse, zum Glück ist die Schlange vor mir trotzdem, dass die Uhr 6:00 Uhr zeigt, ziemlich kurz.
Voraussetzung ist der Antrieb durch eigene Muskelkraft, dass ermöglicht praktisch allen Wassersportlern die Teilnahme: Ruderboote, SUPs (Stand-Up-Paddeling) und natürlich den Kanuten. Die Gruppe der Kanuten stellt natürlich den größten Teil der Sportler dar, 99,8 % von ihnen sind mit Seekajaks ausgestattet, einige wenige – so wie wir mit Kanadiern (drei haben wir insgesamt gezählt) und einige wenige mit SUPs (auch drei). Die zweite große Gruppe, ist die Gruppe der Ruderer. Ein Drachenboot (s. u.) war dieses Jahr auch dabei. Die Zeit wird offiziell nicht gestoppt, was sehr angenehm ist und den übertriebenen Ehrgeiz aus so einer Veranstaltung raus nimmt. Das Ziel ist also das Ziel, nicht die Zeit.
Flussabwärts kann man sich wahlweise dann bis
- Beverungen (53 km) Bronze (Preisausgabe bis 14:30 Uhr), bis
- Holzminden (80 km) Silber (Preisausgabe bis 15:30 Uhr) und bis
- Hameln (135 km) Gold (Preisausgabe bis 21:00 Uhr) erpaddeln.
Natürlich hatten wir so schon ein wenig Zeitdruck, schließlich wollten wir in Beverungen nicht vor verschlossenen Türen stehen, aber 8,5 Stunden sollten reichen; hofften wir.
Die Weser selbst entsteht genau hier, in Hann. Münden am Tanzwerder, einer Flussinsel im zwischen Fulda, Werra und einem Nebenarm. Am Ende des Unteren Tanzwerders fließen Fulda und Werra zusammen und bilden ab dann die Weser. Dort wo die beiden Flüsse zusammentreffen wird dies durch den berühmten Weserstein markiert. Hier beginnt die Binnenschifffahrtkilometrierung der Weser bei Kilometer 0 auf einer Höhe von 115 m über NN. Die Fließgeschwindigkeit liegt geschätzt (am 05. Mai 2019) bei ca. 3 bis 4 km/h. Ab Hann. Münden ist die Weser bereits Binnenwasserstraße was bedeutet, dass einem jeder Zeit kleine und große Schiffe entgegenkommen können. Der dann daran anschließende Teil der Weser ist der Oberlauf oder die Oberweser, die erst im ostwestfälischen Minden in die Mittelweser übergeht. Aber soweit wollen wir ja nicht fahren – auch wenn wir einige Nachfragen wohin wir mit unserem riesigen Schiff wollen (damit war unser Kanadier gemeint), mit „Bremen“ beantworten.
Die Anfahrt
Unsere Anfahrt nach Höxter war dieses Jahr wirklich sehr angenehm, trotzdem wir bereits Freitagabend anreisen wollten. Durch den Tipp eines Vereinskameraden, hatten wir dieses Jahr nicht die A44 bis Lichtenau genommen, sondern diese schon bei Büren in Richtung Paderborn verlassen und sind dann der B1 und der B64 bis nach Höxter gefolgt. Einziger Wermutstropfen war, dass die kaputte Weserbrücke in Höxter (Fürstenberger Straße), die uns quasi bis zum Campingplatz bringen sollte, immer noch für Fahrzeuge breiter 2,10 m gesperrt ist und so mussten wir bis kurz vor Holzminden, bei Lüchtringen die nächste Weserbrücke nehmen um unseren 2,50 m breiten Wohnwagen über die Weser zu bekommen.
Die Fahrt von Höxter nach Hann. Münden Sonntagmorgen um 05:00 Uhr war natürlich verkehrstechnisch ein Traum, selten sind wir über so leere Straßen gefahren (außer vielleicht im Norden Schottlands). Über B64 und B83 kommt man rasch bis nach Bad Karlshafen wo man dann die B80 bis Hann. Münden nehmen kann. Sonntagmorgen haben wir für die 64 Straßenkilometer gerade mal eine Dreiviertelstunde gebraucht.
Parken
Parken direkt an der Schleuse zum Abladen des Bootes ist wahrscheinlich zumindest beim Wesermarathon nicht ganz so einfach, zwar gibt es einen großen Parkplatz auf dem Unteren Tanzwerder (zu erreichen über die Tanzwerderstraße), aber von dort aus kommt man nicht ohne weiteres in oder zur Schleuse, dass hätten wir besser bzw. anders planen müssen. Zumindest schon mal gar nicht, wenn die Fußgängerbrücke über die Schleuse eingeklappt ist. Leider hatten wir Pech und just in dem Moment wo wir abgeladen hatten wurde die Schleusentür Richtung Fulda geöffnet und die Fußgängerbrücke eingefahren (geschieht wahrscheinlich automatisch) und wir standen mit unserem Boot so ca. um 10 vor 6 auf dem Unteren Tanzwerder und hatten keine Idee wie wir noch in die Schleuse kommen könnten. Naja, wie dem auch sei, dann nächstes mal eben!


Der Start
Nach etwas Suche und einem Tipp von einem netten Holländer haben wir ein Plätzchen zum Einsetzen gefunden. Es war jetzt nicht gerade super, aber besser als jede Böschung. Westlich von dem großen Parkplatz auf dem Unteren Tanzwerder geht eine relativ steile Treppe runter zur Fulda, man kommt hier kurz nach der Schleuse runter zum Wasser und da die Schleuse noch nicht geöffnet hatte schien es uns ein guter Kompromiss zu sein. Ein Truppe Seekajakfahrer, die hier auch einsetzen wollten, liess und großzügig den Vortritt und half sogar dabei unser Boot über die steile Treppe ins Wasser zu kriegen: „Dafür Jungs, noch mal vielen Dank!“ Die Treppe ist zwar so steil, dass wir bei dem Versuch das Boot senkrecht zu Wasser zu lassen erst einmal ordentlich eintauchen und ab jetzt bereits ca. 5 l Fuldawasser mitführen, aber mit etwas Mühe und Querlassen zum Wasser es dann doch schaffen, das Boot einzusetzen ohne es komplett zu versenken. Notiz an mich selbst: „Nächstes Jahr andere Einsetzstelle wählen!“

Endlich im Wasser warten wir auf den offiziellen Start. Junior nutzt die Zeit um festzustellen, dass das Wasser auf dem Süllrand gerade dabei ist zu gefrieren und erste Eiskristalle auszubilden (ich hatte auf der Hinfahrt die Tatsache verschwiegen, dass das Außenthermometer unseres Autos die aktuelle Wetterlage mit 0 °C kommentierte). Ich nutzte auch die Zeit für eine Gegendarstelleung und lobte den noch fast wolkenfreien Himmel und die durchbrechende Sonne, die bestimmt ganz schnell den Nebel auflösen würde. Wenn man sich überlegt, dass wir 2018 fast schon 15 °C um die Uhrzeit hatten, und später fast die 30 °C-Marke erreicht wurde, begreift man erstmal wie heiß das Jahr 2018 gewesen ist.

Um 6:07 Uhr ist endlich so weit die Schleuse öffnet sich. Es dauert eine Weile bis – wegen dem Nebel – die ersten Boote überhaupt zu sehen sind, geschweige denn die ersten die Schleuse verlassen. Gegen 6:15 fahren die ersten Boote an uns vorbei, darunter ein riesiges Drachenboot. Um Junior von der Kälte abzulenken, lass ich ihn die Leute zählen: es sind insgesamt 47 Paddler in dem Boot, dass ist sicher Rekord, nicht nur für den Wesermarathon, sondern sicher auch ganz allgemein. Ich hoffe die nachfolgenden Bilder vermittelen einen Eindruck vom Start.




Jetzt gehts endlich los
Leicht festgefroren und etwas eingerostet vom Warten auf den Start, geht es jetzt auch für uns endlich los. Die ersten Meter sind mühevoll, doch mit etwas Elan und mit ein wenig Zeit wird uns wärmer und die Paddelschläge gehen leichter von der Hand. Jeden Moment müsste die Sonne durchbrechen und das motiviert uns sehr. Wir passieren das Ende vom Tanzwerder und von rechts kommt die Werra und nun sind nun auf der Weser, rechts in der Steinwand ist das Schild „Kilometer 0“ auszumachen. Die ersten Kilometer gehen uns sehr leicht von der Hand – denken wir!
Die Kilometerschilder am östlichen Ufer sind gar keine Kliometerschilder sondern „200 m-Schilder“; am Schild mit der 6 drauf realisieren wir, dass das Schild mit der 4 drauf nicht das 4 km-Schild war, sondern das 400 m-Schild. Egal, die Motivation ist gut und balf haben wir einen Kilometer geschafft, wenn wir das Tempo beibehalten sind wir schon um 11:15 Uhr in Beverungen. Toll, denke ich, da können wir ja dann noch ein Frühstück und einen heißen Kaffee einnehmen, aber schauen wir mal.
Natürlich werden wir aus Süden, die ganze Zeit von sehr schnellen Seekajaks und Ruderbooten überholt, aber damit hatten wir gerechnet. In Gedanken rufe ich ihnen hinter her: „bei der nächsten Pause sehen wir uns wieder!“
Wir hingegen haben vorgesorgt und eine große Kühltasche (überflüssig bei den Temperaturen) mit allem was Herz begehrt dabei: Brötchen, Fleischwurst, Bifi Roll, Weingummi, Kinder Bueno, Kekse, Limo etc. Wir machen unsere Pause bei Bedarf, halten unsere Nase in die Strömung und lassen uns treiben.
Die ersten Sonnenstrahlen schaffen es über die Hügel. Die Eindrücke sind wirklich atemberaubend. Leider wird es nicht wirklich wärmer und Junior friert schon ganz schön ordentlich, auch wenn das Paddeln ihn eigentlich warm halten sollte. Es sind wohl die Füße die das Problem darstellen. Aber auch ich frage mich zwischenzeitlich ob es wirklich richtig war für heute eine kurze Hose aus dem Kleiderschrank zu holen. Aber egal, da müssen wir jetzt durch, wir versuchen uns durch Bewegung der Beine und Füße und natürlich durch Paddeln warm zu halten, dass gelingt ganz gut und die ersten 20 km sind relativ schnell an uns vorbeigezogen. Beim 20 km-Schild werfe ich einen Blick auf die Uhr, es ist 8:29 Uhr. Das heißt wir sind jetzt rund 2:15 Stunden unterwegs, das macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 9 km/h, wenn wir so weiter machen sind wir um 12 Uhr in Beverungen.
Nach ein paar Kilometern treffen wir auf die erste Weserfähre, die Verbindung von Veckerhagen nach Hemeln. Von diesen Fähren gibt es hier viele, aber die an einem Drahtseil über der Weser geführten Fähren sind immer wieder faszinierend.
Bei Kilometer 28 (ca. der Hälfte von Bronze) erscheint Gieselwerder am Horizont, die Füße sind immer noch kalt und so beschließen wir – zusammen mit vielen anderen Kanuten – eine erste Pause einzulegen. Nachfolgend ein paar Eindrücke von den ersten Kilometern bis Gieselwerder.
Spargel in der Pause
Da Gieselwerder so ziemlich auf der Hälfte der Bronzedistanz liegt und offenkundig auch über eine öffentliche Toilette in Wesernähe, sind wir nicht die einzigen die hier Pause machen wollen. Es ist ziemlich voll und einige Ruderboote nutzen den Anleger zum Durchwechseln ihrer Mannschafft, es fast unmöglich einen Ort zum Aussteigen zu finden. Wir entschließen uns etwas oberhalb des Anlegers am Campingplatz auszusteigen – eine gute Idee – denn nach uns wurde es erst noch so richtig voll. Aber wir sind an Land und machen unsere Beine ein wenig durch Bewegung warm. Zugegeben, auch meine Beine sind in meiner kurzen Hose doch etwas kalt geworden. Nachdem er seine Füsse wieder spürt sucht Junior zunächst mal die Toilette auf und ich suche seine Wanderschuhe aus dem Packsack, die natürlich ganz unten sind – wie kann es anders sein. Anschließend wechselt er seine Schuhe und ich ziehe ihn noch etwas wärmer an, noch eine Jacke und noch einen Pullover drüber; wir kriegen die Schwimmweste nur noch mit Mühe zu. Auch geh noch mal ein paar Schritte nach Gieselwerder rein, damit mir warm wird und vielleicht finde ich noch irgendwo einen heißen Kaffee-Togo, den habe ich nämlich vergessen, was würde ich jetzt für einen heißen Kaffee geben. Aber um halb 10 morgens hat hier leider noch nichts auf. Auf dem Tanzeplatz, dem großen Platz hinter der Gemeindeverwaltung baut eine Frau einen mobilen Stand auf, ich frage mich was sie hier wohl anbieten wird. Vielleicht Kaffee? Nach ein paar Minuten ist klar, es ist kein Kaffee, es ist Spargel. Ich selber mag zwar kein Spargel am meine besser Hälfte sehr und so kaufe ich ein Kilo – frisch bleibt es bei den Temperaturen auf jeden Fall. Um kurz vor 10 Uhr sind wir dann endlich wieder auf dem Wasser, etwas aufgewärmt, etwas wärmer angezogen und etwas gesättigt, mit neuem Schwung nehmen wir uns den Rest der Strecke vor, nächster Halt ist hoffentlich erst Beverungen.
Die zweite Hälfte
Nach der Pause geht es erstmal gut voran, wir sind motiviert und voller Elan, die ersten paar Kilometer lassen wir wieder schnell hinter uns. Nach kurzer Zeit schon kreuzen wir die Weserfähre (Märchenfähre) Lippoldsberg – Vorwerk, einige Kilometer weiter erscheint ein merkwürdiger Schornstein am Horizont, in der Mitte hat er eine Art Kugel oder Beule, aus der Ferne sieht er aus wie ein Wasserturm mit Schornstein oben drauf. Wir kommen näher und spekulieren wild. Auf der Beule im Schornstein steht „Der Sommer-Hit“ , das habe ich doch schon mal irgendwo gelesen? Na klar, das hier ist die Holzkohleherstellung (Kokerei) der Firma Profagus in Bodenfelde bei Göttingen, einer der letzten Holkohlehersteller in Deutschland. Hier kommt also unsere Holzkohle her, wir bekommen Lust auf Grillen. Ein kurzes Stück später passieren wir Bodenfelde-Zentrum, von der Weser aus kann man sehr schön die Christus-Kirche erkennen. Hinter der nächsten Weserbiegung kreuzen wir bereits die nächste Weserfähre, die Gierseilfähre von Wahmbeck (Niedersachsen) nach Gewissenruh (Hessen).
Um 11:23 Uhr erreichen wir das Schild mit Flusskilometer 40. Von 6:15 Uhr sind wir jetzt rund 5 Stunden unterwegs, zieht man mal 38 Minuten für die Pause in Gieselwerder ab, haben wir für 40 Kilometer flussabwärts auf der Weser mit unserem Zweierkanadier 4,5 Stunden gebraucht, dass macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von annähernd 9 km/h, dass ist gut. Halten wir das Tempo sind wir noch vor 13 Uhr in Beverungen – Wahnsinn, damit hätte ich nicht gerechnet, ich bin stolz auf meinen „jungen Matrosen“.
Bad Karlshafen bis Beverungen
Eigentlich müsste hinter der nächsten Biegung auch Bad Karlshafen auftauchen, allerdings sieht es im Moment nicht so aus, als würde hier gleich ein größerer Ort am Horizont erscheinen. In Bad Karlshafen müssten wir auch das Saunaboot passieren, das wir erst am Vortag bei unserem Besuch in der Wesertherme für einen Schwitzgang genutzt haben (s. Beitrag Wesertherme in Bad Karlshafen). Wenn es nach Junior geht machen wir direkt am Saunaboot fest und darauf Pause, aber ich bin entschieden dagegen, nachher müssen wir noch Eintreitt bezahlen. Ich schlage vor den Nackten darin einfach freundlich zu winken, die sich heute wohl fragen warum da so ein Verkehr auf der Weser ist. Das Saunaboot, eine kleine Nussschale mit Sauna drauf, das festgemacht an einem kleinen Anleger am Außenbereich der Wesertherme bei Flusskilometer 44 im Wasser der Weser liegt, ist echt mal eine etwas andere Saunaidee. Tatsächlich ist ein Saunagast um die Uhrzeit da, der auch prompt zurückwinkt. Von nun an lassen wir uns einen Kilometer treiben und machen Pause dabei, essen und trinken etwas, währenddessen zieht Bad Karlshafen an uns vorbei, wir passieren die Diemelmündung (die wir erst neulich gefahren sind, s. Beitrag) und den großen Campingplatz gegenüber. Nur wenige Kilometer weiter kann man – wenn man ganz genau hinsieht – den Weser-Skywalk in den Hannoverschen Klippen ausmachen. Die Campingklaani-Mädels waren im letzten Jahr dort (s. Beitrag), die Aussichtsplattform im Beverunger Ortsteil Würgassen, ca. 80 m oberhalb der Weser, bietet einen traumhaften Ausblick über das Wesertal; wir sehen den Skywalk heute mal wieder nur von unten. Kurz vor Beverungen kommt uns noch die „Hessen“ entgegen, das erste Motorschiff des Tages, gut besucht scheint der Ausflugsdampfer heute nicht zu sein, trotzdem winken die wenigen Passagiere freundlich zurück. Anschließend müssen wir ein wenig schauen, dass wir Heckwelle der „Hessen“ ein wenig wegpaddeln, aber nach unseren Erfahrungen im Färnebofjärden (s. Beitrag) letztes Jahr im Sommer sollte das kein Problem sein.
Das Ziel
Und endlich, hinter der nächsten Biegung ist das Ziel zu sehen, das Bootshaus vom Wassersportverein Beverungen. Auf den letzten Metern geben wir noch mal richtig Tempo, auch wenn wir wissen, dass es nach Beverungen noch ca. 15 km weiter bis Höxter geht. Aber wir sind froh und stolz schon mal diese Herausforderung gemeistert zu haben und das mit einem 36 kg-Kanadier und in einem beachtlichen Tempo. Wir haben jetzt ca. 13:15 Uhr und somit ziemlich genau 7 Stunden gebraucht. Abzüglich der halben Stunde Pause in Gieselwerder sind das rund 6,5 Stunden Fahrtzeit (rund 8 km/h) für die Bronzedistanz von 53 km beim Wesermarathon 2019.
Wir haben es geschafft, ein bischen kalt ist uns immer noch, aber jetzt machen wir erstmal eine ordentlich Pause und wärmen uns auf. Natürlich knubbelt es sich ein wenig beim Ausstieg und bei einigen liegen die Nerven blank, aber mit etwas Geduld bekommt man dann auch ein Plätzchen am Anleger. Sobald wir aus dem Boot sind entledigen wir uns erstmal unserer Schwimmwesten und machen uns so gleich auf dem Weg zur Registrierung, dort geben wir die Registrierungsmarken (hab leider vergessen ein Foto zu machen) ab, die wir morgens in Hann. Münden im Wettkampfbüro im Gebäude des Wasser- u. Schifffahrtsamts an der Fuldaschleuse für unsere Anmeldung erhalten haben. Dafür bekommen wir in Beverungen einen bronzefarbenen Bootsaufkleber und einen Stempel in unsere Fahrtenbücher. Außerdem können zwischen einem Handtuch oder einem Turnbeutel mit Wesermarathon-Aufdruck als Geschenk wählen. Na und wenn wir schon mal da sind kaufen wir auch gleich noch zwei Trikots (11 €) mit entsprechender Bedruckung drauf. Im Anschluss gibts für mich einen großen heißen Kaffee und für Junior ein riesiges Stück Kuchen. Hier in Beverungen ist doch so einiges los, es gibt eine Grillbude, einen Bäckereistand und einen Getränkewagen, na und natürlich jede Menge Kanuten.
Nachdem wir uns gestärkt und aufgewärmt haben wird uns langsam klar, dass wir gleich noch weiter müssen, gerne würden wir noch etwas bleiben und mitfeiern, aber so gegen 16 Uhr wollten wir auch spätestens in Höxter sein, also wird es Zeit sich in Beverungen zu verabschieden.


Das letzte Stück bis Höxter
Nun aber kommt wahrscheinlich der schwerste Teil, die letzten 15 km bis Höxter. Die Luft ist raus und die letzten Kräfte wurden auf der Zielgeraden aufgebraucht. Wir sind satt und träge und so richtig warm (ca. 9 °C inzwischen) ist uns immer noch nicht, naja vielleicht werden wir auf dem letzten Stück ja noch ein wenig von der Sonne aufgewärmt. Schließlich hat es noch nicht einmal geregnet heute, obwohl das eigentlich angekündigt war – Glück gehabt. Aber auch das werden wir jetzt schaffen. Leider haben wir für das letzte Stück bis Höxter kaum Fotos, weil der Akku dann entgültig leer war. Aber so viele Motive hatte der Abschnitt jetzt auch nicht zu bieten. Hier die letzten Eindrücke:



Ankunft in Höxter
Gegen 15:20 Uhr kommen wir endlich an unserem Campingplatz in Höxter an und sind heilfroh und ziemlich geschafft. Vom Balkon des Wassersportvereins Höxter werden wir mit einem kleinen Applaus empfangen. Um das versprochene riesengroße Eis zu kaufen, biete ich Junior an noch schnell in die City von Höxter zu laufen (die Mädels waren noch mit dem Auto an der Freizeitanlage Höxter-Godelheim, s. Beitrag), aber dazu hat er keine Lust mehr. Ich drehe die Heizung im Wohnwagen auf die höchste Stufe und er mummelt sich in sein Bett und widmet sich seinem Tablet, nach über 9 Stunden in der Natur und nach 68 km Paddelstrecke bei 0 bis 9 °C. Bis Holzminden (80 km) wären es nur noch 12 weitere Kilometer gewesen, also haben wir fast „zur Hälfte“ sogar Silber geholt. Wir nehmen uns das fürs nächste vor und hoffen, dass es etwas wärmer wird. Ich packe schon mal alle Sachen für unsere Abreise und werde dabei vom ersten Regenschauer des Tages nass.
Ein unglaublich anstrengender, aber aufregender und abentuerlicher Tag geht zu Ende.
Wir sind geschafft, aber glücklich.
Jetzt nur noch anhängen und zwei Stunden nach Hause düsen, hoffentlich gibt es keinen Stau mehr auf dem Weg zurück ins Ruhrgebiet. Kurz bevor wir den Campingplatz verlassen bittet ein Dauercamper um Hilfe, er will ein Riesen-Spüle in sein Vorzelt tragen und schafft das nicht alleine; mir tun zwar die Arme weh und richtig Lust habe ich auch nicht, aber das macht jetzt wohl auch keinen Unterschied mehr. Er freut sich und das war es Wert.
Das war unser Wesermarathon 2019, Fragen beantworten wir gerne und über Kommentare würden wir uns sehr freuen. Vielleicht habt Ihr jetzt selber Lust am Wesermarathon teilzunehmen und möglicherweise treffen wir uns nächstes Jahr auf dem Wasser, wenn es heißt „Start zum Wesermarathon 2020“.
Zusammenfassung:
Tagestour auf der Weser von Hann. Münden nach Höxter (Wesermarathon 2019)
| Datum: | So. 05.05.2019 (1 Tag) |
| Art der Tour: | Kanutour, Kanuwandern, Wasserwandern, Wesermarathon |
| Dauer: | insgesamt ca. 9 Stunden |
| Länge: | insgesamt ca. 68 km |
| Bootstyp: | Zweier-Kanadier (2-Kanadier) |
| Mobile Adventure Symphony 16 | |
| Länge: 4,88 m, Leergewicht: 36 kg (plus ca. 30 kg Gepäck) | |
| Gewässer: | Weser (Binnenwasserstraße), Oberlauf/Oberweser |
| Niedersachsen, Hessen + Nordrhein-Westfalen | |
| Start: | Hann. Münden, Südniedersachsen |
| Startkoordinaten: | 51°25’01.4″N 09°38’51.8″E |
| Ziel: | Wesercamping Höxter, Ostwestfalen (NRW) |
| Zielkoordinaten: | 51°45’56.0″N 09°22’55.3″E |
| Wetter: | wolkig und arschkalt (ca. 0 bis 9 °C) |
| Windstärke: 1 bis 2 (5 bis 10 km/h), Nordost (geschätzt) | |
| Wellenhöhe: ca. 1 bis 2 cm | |
| Schwierigkeitsgrad: | I, leicht |
| familientauglich: | ja, (auch für Anfänger geeignet), aber Ausdauer erforderlich |
| Alterstauglichkeit: | ca. ab 6 Jahre (sicherer Schwimmer, Gold o. Ä.), Ausdauer! |
| Besonderheiten: | kein Umtragen, kein Bootswagen erforderlich |
(pap)
































