CarTrain in Rovaniemi

 

Mit dem Autozug zum Nordkap:

Als einen abenteuerlichen Abschnitt unserer Reise zum Nordkap im Juli 2016, wollen wir in diesem Beitrag unsere Fahrt mit dem Autozug von Helsinki nach Rovaniemi und von Rovaniemi bis zum Nordkap beschreiben. Da wir 2016 noch ohne Wohnwagen gereist sind, hat sich diese „Abkürzung“ mit dem VR-Autozug (CarTrain) angeboten. Über Nacht haben wir über 800 km im Schlaf nach Norden gemacht und das „mit“ unserem eigenen Auto. Man kommt ausgeschlafen am frühen Morgen am Polarkreis (Rovaniemi liegt mit 66° 30′ Nord, 25° 43′ Ost direkt auf dem Polarkreis) an und kann direkt weiterfahren, immerhin sind es – je nach Route – von Rovaniemi aus noch rund weitere 700 km Weg bis zum Ziel. Diesen zweiten Abschnitt unserer langen Reise nach Norden wollten wir an einem Tag schaffen.
Andere Alternativen, wie z. B. den gesamten Weg selber fahren oder mit der Fähre an Norwegens Westküste hoch (sehr viel länger und teurer) kamen zeitlich für uns nicht in Frage. Der Autozug war/ist der ideale Kompromiss. Last but not least, könnte man natürlich fliegen, aber das kam für unsere Art zu reisen sowieso nicht in Frage.

Die Buchung

Aber zurück zum Anfang. Am Anfang steht wie so oft die Recherche und die war gar nicht so einfach. Natürlich gibt es Reiseanbieter, die als Dienstleister Reisen mit dem Autozug vermitteln, aber das kam für uns auch nicht in Frage, außerdem ist es teurer – wenn auch sicherlich bequemer.
Zunächst einmal mussten wir zum Jahreswechsel 2015/2016 feststellen, dass es noch gar keine Fahrpläne für den Sommer gab, eine Nachfrage bei der VR (Valtion Rautatiet), der finnischen Staatsbahn, ergab, dass die Fahrpläne und somit auch Buchungen maximal 6 Monate im voraus möglich sind. Also mussten wir erstmal etwas warten. Die zweite Hürde war, dass die Webseite der VR Group nur in Finnisch, Schwedisch und Russisch und teilweise in Englisch zur Verfügung steht. Zu Beginn unserer Bemühungen eine Online-Buchung durchzuspielen, waren die Formulare noch auf Englisch, doch irgendwann landet man im Finnischen Sprachwahnsinn – man versteht nicht mal mehr Bahnhof (rautatieasema); hier helfen dann nur noch Google Translator und Co. weiter. Gerade dann wenn es um die Abmessungen des Fahrzeugs geht oder um die Frage wo Junior schläft wurde es etwas frickelig.

Wir fanden aber heraus, dass das Fahrzeug maximal 2,20 (max. Fahrzeugbreite) breit sein darf, die Spur allerdings nur 2,00 m. Mit einem Zollstock war das schnell geklärt, schließlich nimmt ein Ranger doch schon relativ viel Platz ein, aber es passte zum Glück. Auch die Höhe war kein Problem, die durfte damals maximal 2,04 m betragen (inzwischen lässt sie sich scheinbar auswählen und auch höhere Fahrzeuge sind möglich), da wir aber sowieso planten vor Ort, also in Lappland, ein Kanu zu mieten und daher keinen Dachgepäckträger auf dem Dach hatten. Das eigentliche Problem war aber komischerweise die Länge, die darf laut Online-Formular maximal 5,05 m betragen! Warum 5,05 m? Wir rätselten und spekulierten wild. Alles hätte Sinn gemacht: Höhenbegrenzung, Breitenbegrenzung, Gewichtsbegrenzung, aber die Länge, warum ausgerechnet die Länge?

Unser Problem war, dass der Ranger schon 5,40 m Länge hat + Anhängerkupplung und wir zwecks Kapazitätsteigerung (für die vielen Schuhe und Lego-Sachen 😉 ) eigentlich noch unseren Vierfach-Fahrradgepäckträger auf die Anhängerkupplung packen wollten um ihn mit weiteren Gepäckstücken zu beladen. Somit hätten wir eine Länge von 6,40 m gehabt. Blöderweise ließ sich die Länge im Online-Formular nicht auswählen, auch einen zweiten Platz konnte man nirgendwo hinzubuchen, wir waren ratlos.
Naja, und eigentlich wollten wir auch nicht für zwei Autos bezahlen! Sollte unsere Reise bereits an diesem Punkt scheitern? Ein Anruf bei der VR-Group in Finnland war unvermeidbar.

Mit dem CarTrain zum Polarkreis
Ankunft am Polarkreis: Fahrzeuglänge mit Gepäckträger auf der Anhängerkupplung 6,40 m

Die zum Glück sehr gut englisch sprechende Finnin (VR-Kundendienst unter +00358 600 72241900) war sehr geduldig und hilfsbereit. Wir fanden heraus, dass die Fahrzeuglänge zu Planungszwecken auf 5,05 m beschränkt wird. Mit dem Maß stellen sich wohl sicher, dass die Länge eines Waggons genau auf maximal viele Fahrzeuge aufgeteilt werden kann. Die nette Finnin bot uns an direkt kostenfrei zwei Plätze in unserer Buchung zu reservieren, scheinbar gibt es keine Platzprobleme. Wir sollten erst die Online-Buchung durchführen und dann würde sie das nachher händisch anpassen. Und tatsächlich am 23.05. erhielten wir endlich unser heiß ersehntes Ticket in dem eine Fahrzeuglänge von 10,10 m eingetragen war. Leider war das PDF-Ticket komplett auf Finnisch und so mussten wir abermals eine Übersetzungsseite bemühen um unsere Buchung zu überprüfen und um alle Reisehinweise (Verladung des Autos usw.) verstehen zu können. Hierzu bietet sich ein Tool an, was direkt das ganze PDF übersetzt und die übersetzten Begriffe wieder genau an die richtigen Stellen setzt, sonst muss man nämlich jedes Wort mühevoll von Hand übersetzen und der entsprechenden Stelle im Ticket wieder richtig zuordnen. Wir nutzen für sowas das Tool Multilizer, was für PDFs von bis zu 3 Seiten kostenfrei arbeitet und dafür einen super Job macht; schließlich wollen wir keinen Dolmetscher werden, sondern verstehen wo wir hin und was wir beachten müssen.

CarTrain-Ticket für den VR-Autozug
Unser Ticket für den Autozug von Pasila nach Rovaniemi (rechts: das finnische Original, links: die Übersetzung)

Zu guter letzt waren wir nicht ganz sicher, warum der Zug nicht von Helsinki ging, sondern von Pasila (schwed.: Böle), aber wir fanden schnell heraus, dass die Autoverladung nicht am Helsinki Hauptbahnhof stattfindet (logisch eigentlich), sondern eben im etwas weiter nördlich gelegenen Ortsteil Pasila, in unmittelbarer Nähe zur Hartwall Arena (die ist gut ausgeschildert).

Der ganze Spass sollte uns im Übrigen 491,20 € kosten. Wahrscheinlich ist es in der Nebensaison sogar günstiger, aber wir wollten unbedingt im Juli zum Nordkap, alleine schon wegen der „White Nights“ (dazu aber später mehr)!
Gebucht hatten wir im Übrigen nur eine Kabine mit Dusche, also nur zwei Betten, weil wir folgenden Hinweis rechtzeitig auf der VR-Webseite entdeckt hatten: „Children up to 10 years of age travel free of charge on a night train in the same sleeping compartment with their parents if no sleeping berth is bought for the child.“ Hier alles auf Finnisch dazu 😜.
Da der große Bruder erst 9 Jahre alt war, mussten wir also kein drittes Bett und somit eine größere Kabine buchen. Dennoch seit gesagt, dass die Zwei-Personen-Kabinen, als auch die Betten nicht gerade riesig sind aber unter Umständen so ein Neunjähriger. Wir überlegten im Vorfeld, dass für die eine Nacht es auch eine Luftmatratze auf dem Kabinenboden tun würde und planten das entsprechend ein.

Nun aber noch etwas zu den Kosten: Gibt man die Fahrt mit dem Auto mal bei Google Maps ein, schmeisst Maps etwas über 800 km und 9,5 Stunden Fahrtzeit raus; nur für die Fahrt von Pasila nach Rovaniemi, nicht bis zum Nordkap. Bei unserem Verbrauch (Auto voll beladen) und den Spritpreisen in Finnland (im Juli 2016 ca. 1,50 € für einen Liter Polttloöljy) wäre man für die Strecke schon rund 150 € nur für Sprit los. Nimmt man an, dass man die 9,5 Stunden nicht gerade an einem Stück, also ohne Pausen macht so sind mindestens eine wenn nicht sogar zwei Nächte einzuplanen. Da wir 2016 in der Regel meist in Holzhütten auf Campingplätzen übernachtet haben, muss man bei zwei Erwachsenen und einem Kind schon so mit 80 bis 100 € für die Nacht rechnen, dazu kommt dann noch die Zeit/Arbeit zum Ein- und Ausladen, Ein-/Auschecken und so weiter. Außerdem müsste man in der Hochsaison alles vorbuchen oder wenn man Pech hat aufs Zelt ausweichen.
So ist man ganz schnell bei 300 bis 400 €, je nach Anspruch.
Für uns war klar: wir gewinnen ein, wenn nicht sogar zwei Tage Urlaub/Freizeit und kommen völlig entspannt an, auch wenn es etwas teurer ist, aber das war es uns wert. Außerdem ist diese Art des Reisens auf jeden Fall kinderfreundlicher.

Die Route

Nachdem wir die Buchung im Sack hatten, waren wir natürlich gespannt darauf was kommt und neugierig wo lang die Reise geht. Die nachfolgende Google-Route, soll das skizzieren. Nimmt man also tatsächlich die Verbindung von Pasila nach Rovaniemi, fährt man über Nacht (Fahrtzeit: 19.00 Uhr bis 7.30 Uhr; 12,5 Stunden), ohne einmal umsteigen zu müssen durch folgenden Orte (in Klammern ob eine Autoverladung möglich ist oder nicht):

  • Pasila/Böle (Autoverladestation)
  • Riihimäki
  • Tampere (Autoverladestation)
  • Seinäjoki
  • Kokkola
  • Ylivieska
  • Oulu (Autoverladestation)
  • Kemi
  • Rovaniemi (Autoverladestation)

Unser Reisetag

Nun aber endlich zum eigentlichen Reisetag. Am Morgen des 17.07. war es endlich soweit, der Tag unserer ersten Fahrt im Autozug war gekommen. Am 16.07. waren wir erst mit der Finnlady (Finnlines) um 03.30 Uhr in Travemünde aufgebrochen und am Morgen des 17.07. (also zwei Nächte später) in Helsinki-Hafen angekommen. Am Abend (19 Uhr) sollte unser Zug in Pasila gehen, wir wollten den Tag für einen Stadtbesichtigung in Helsinki nutzen, zuerst sind wir aber vom Hafen direkt bis zur Autoverladestation an der Hartwall Arena in Pasila gefahren um zu schauen wo wir abends hin müssen.
Gut das wir das gemacht haben, den das gesamte Bahnhofsgelände war 2016 eine riesige Baustelle und die Einfahrt zur Verladestation tatsächlich nicht leicht zu finden. Jetzt wussten wir aber wo wir hin müssen und wussten auch, dass wir vom Zentrum Helsinkis höchstens 15 Minuten Fahrt einplanen mussten. Die Verladezeit war auf dem VR-Ticket mit 18.00 bis 18.30 Uhr angegeben, Abfahrt 19.00 Uhr. Wir wollten also pünktlich um 18 Uhr da sein.

Die Verladung

Um 18 Uhr vor Ort, mussten wir zunächst feststellen, dass der Andrang alles andere als saisontypisch war. Die Verladestation war wie leer gefegt und kein anderes Auto da, uns schien es als ein schlechtes Omen. Sind wir doch falsch, ist der Zug schon weg, haben wir unsere Uhr falsch umgestellt?
Direkt vor der Verladerampe war eine Art kleines Terminal/Schalter, das aber leider auch nicht besetzt war. Wäre man in dem Moment an uns vorbeigegangen, hätte man die Ratlosigkeit in unseren Gesichtern gesehen. Wahrscheinlich waren wir so ratlos, dass wir ganz vergesse haben Fotos zu machen.
Dann plötzlich, ein Bahnarbeiter kommt von der Verladerampe runter zum Terminal. Ich geh auf ihn zu und sprech ihn an – Mist, er kann offensichtlich nur Finnisch.
Nach einigen Versuchen mit Händen und Füßen zeige ich ihm unser Ticket und unser Auto, er blickt nur kurz auf das Ticket (kein Einscannen und nichts) und deutet mir die Rampe hoch. Schnell laden wir alles aus was wir mit in den Zug nehmen wollen und ich folge ihm mit dem Auto in Schrittgeschwindigkeit.
Während er gemütlich vor mir her trottet fahre ich durch drei oder vier offene Waggons, offensichtlich Doppelstöcker, die über mobile Metallbrücken im Pufferbereich miteinander verbunden sind. Jetzt verstehe ich auch warum nur eine Spurbreite von 2 m möglich ist, links von dem Fahrweg ist ein ca. 10 cm höherer Gehsteig mit einer Breite von vielleicht 40 oder 50 cm. Diesen Weg muss man dann nach dem Abstellen des Fahrzeugs zurück durch die gesamten Waggons bis zur Verladerampe nehmen. Leider haben wir auch davon keine Bilder.

Autozug von innen
Es ist doch noch ein Bild auf der Kamera vom Junior aufgetaucht: CarTrain von innen

Kurz nach dem ich aus den Autowaggons rausspaziere werden die Brücken zwischen den Waggons abgebaut und die einzelnen Waggons geschlossen. Ich bin sehr überrascht: haben die auf uns gewartet? Mehr als der halbe Zug ist noch leer. Im Januar war unsere größte Sorge, dass wir keinen Platz mehr kriegen könnten und dann das.

Der Bahnhof

Nachdem wir den Schock überwunden hatten, dass der halbe Autozug in der Hochsaison leer bleibt, mussten wir nun unser doch recht umfangreiches Gepäck zum eigentlichen Banhnsteig bringen an dem wir in den Schlafwagen einzusteigen hatten. Der Weg ist nicht ganz zu vernachlässigen, gefühlt waren es etliche Meter (wenn nicht sogar Kilometer) über Gänge und Wege bis man das richtige Gleis erreicht hat. Also wenn man viel Gepäck hat für die eine Nacht (bleibt bei Familien ja nicht aus, außerdem hatten wir noch die Luftmatratze und Bettzeug für den Junior dabei) sollte man das auf jeden Fall berücksichtigen.

Auf jeden Fall machen wir wieder ein paar Fotos am Gleis 😉

Unser Gepäckhaufen am Bahnsteig
Unser Gepäckhaufen am Bahnsteig im Bahnhof von Pasila/Böle, Helsinki
Bahnhof von Pasila/Böle
Schild am Bahnsteig im Bahnhof von Pasila/Böle, Helsinki
Wir warten am Gleis
Wir warten am Gleis im Bahnhof von Pasila/Böle auf unseren Schlafwagen

Unser Zug

Um kurz vor 19 Uhr (Finnische Bahn, nicht Schweizer Bahn) kommt endlich unser Zug eingefahren. Von der Übersetzung unseres Tickets wissen wir „Doppelkabine, Trailer, ein Ort, eine Fläche von 207“ bzw. „Doppelkabine, Caravan 208, 23, legen sie die obere“. Nach vielen Interpretationsversuchen kommen wir zu dem Ergebnis: „Wir haben Bett 207 und 208 (oben), in Wagen 23“. Wir müssen also jetzt ganz schnell mit unserem Gepäck Wagen 23 finden, einsteigen und hoffen, dass es in Wagen 23 eine Kabine gibt mit Platz/Bett 207 und 208. Und was soll ich sagen, wir haben Glück: es gibt einen Wagen 23 und darin eine Kabine mit den beiden Pritschen 207/208 (Betten wäre übertrieben).
Wir finden unsere Kabine und sind erstmal fasziniert und begeistert zu gleich, die Kabine selbst bietet auf höchstens vier Quadratmeter Grundfläche ein Stockbett und eine Tür zur Klo-/Duschzelle. Nach etwas Experimentieren finden wir heraus wie man in der Duschkabine das Klo zur Dusche umbaut und andersrum. Wir sind entzückt – Platz ist in der kleinsten Hütte. Wir verstauen unser Gepäck pusten schon mal die Luftmatratze für den Junior auf, essen und trinken etwas und schauen aus dem Fenster, wie der Zug die ersten Hinterhöfe Helsinkis passiert. Das WLAN ist tatsächlich gut und kostenlos, so etwas haben wir in der Deutschen Bahn noch nicht erlebt. Aber nach einiger Zeit wird uns langweilig und wir beschließen den Zug zu erkunden. Wir landen in einem Wagen, der zur einen Hälfte Speisewagen/Schnellimbiss ist und zur anderen Hälfte Aufenthaltsraum. Wir essen und trinken noch was (ich glaube ich hatte Köttbular und Karhu) und suchen uns dann eine Vierer-Sitzgruppe im Aufenthaltsbereich und spielen ein paar Spiele, während Finnland draußen an uns vorbeizieht. Die Jahreszeit und die Tatsache, dass es draußen gar nicht mehr richtig dunkel wird täuscht uns stark in Bezug auf die Uhrzeit und so stellen wir gegen 23 Uhr fest, dass wir ja um 7 Uhr schon wieder aufstehen müssen, also ab in die Kabine mit uns.

VR-Autoreisezug in Pasila/Böle
Unser Zug (CarTrain) fährt in den Bahnhof von Pasila/Böle
Unser Waggon in VR-Autoreisezug
Unser Schlafwagen am Bahnsteig von Pasila/Böle
Doppelkabine, Wagen 23, CarTrain
Unsere Doppelkabine (mit Dusche, rechts) in Wagen 23 im Autozug nach Rovaniemi

Die Nacht

Nachdem wir in der Kabine waren mussten wir uns noch schnell bettfertig machen, die Luftmatratze platzieren und die Augen zu. Aber genau das war nicht so einfach. Die Belüftung unserer „Zelle“ ist irgendwie großer Mist, es ist laut und zischt und rauscht aus jeder Öffnung, unter der Tür her, aus dem Bad, durch das Fenster, an Schlaf ist in den ersten Minuten kaum zu denken. Wir probieren Einiges: Handtuch hier reinstopfen, Düse dort zu drehen, aber so richtig hilft das alles nicht. Dennoch, die Erschöpfung von dem Tag und von den Erlebnissen schafft uns trotzdem und irgendwann schlafen wir tief und fest. Und naja, wir schlafen halt in einem Zug, was will man erwarten, es ist nicht vergleichbar mit einer Nacht auf der Fähre oder gar in einem Hotel.
Aber, wer auch immer das hier liest und eine ähnliche Reise plant: ein paar Ohrenstöpsel wären sicher sehr hilfreich gewesen.
Unser Schlaf ist wahrscheinlich erschöpfungsbedingt doch so tief, dass wir am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr erst durch eine Lautsprecher-Durchsage geweckt werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ich glaube die Durchsage war auf Finnisch und Schwedisch oder war sie auch auf Englisch? Egal, wir verstanden etwas wie „in einer halben Stunde erreichen wir Rovaniemi, bitte halten sie sich bereit Ihr Fahrzeug zu entladen!“ oder so ähnlich.
Also, Alarm: Drei Mann (nein, zwei und eine Frau), Zähneputzen, Duschen, Morgentoilette, Sachen packen, 30 Minuten! Wir schaffen das!
Der Zug fährt ein und wir sind sicher die letzten die den Zug verlassen, aber wir sind in Rovaniemi, am Polarkreis, es ist tatsächlich wahr. Alle Fahrer – höchstens 20 oder 30 – werden per Lautsprecher-Durchsage zur Verladerampe gebeten, ein Teil des Zuges wird abgekoppelt und an eine Verladerampe längsseits des Bahnhofs gebracht.

Popeln in der Nase des Hirsches
Warten aufs Auto oder in der Nase bohren, im Verladebahnhof von Rovaniemi
Autowaggons werden abgekoppelt
Die Autowaggons werden vom Hauptzug abgekoppelt
Unser Autoreisezug in Rovaniemi
Unser Zug bzw. Speise- und Schlafwagen im Bahnhof von Rovaniemi
Autowaggons zur Verladerampe
Die Autowaggons werden zur Verladerampe gebracht
Autowaggons werden in Rovaniemi an die Verladerampe agebracht
Die Autowaggons werden mit der Verladerampe verbunden
Alle warten auf ihr Auto im Bahnhof von Rovaniemi
Alle warten auf ihr Auto im Bahnhof von Rovaniemi
Endlich fahren wir unser Auto vom CarTrain in Rovaniemi
Endlich fahren wir unser Auto vom CarTrain runter

Frühstück am Polarkreis

Es ist der 18.07.2016 um 7.30 Uhr in Rovaniemi, Hauptstadt der Region Lappland, wir sind da, unsere Reise mit dem Autozug ist zu Ende. Zeit für Frühstück hatten wir im Zug allerdings nicht mehr, gut möglich das es Eines gab im Speisewagen, aber dafür waren wir nicht früh genug auf. Jetzt stehen wir auf einem Parkplatz neben dem Verlade-Bahnhof in Rovaniemi und unsere Mägen hängen bis auf die Knie. Selten waren wir im Urlaub so früh unterwegs. Wo kriegen wir jetzt ein Frühstück her?
Ein kurzer Blick ins Handy offenbahrt uns eine McDonalds-Schnellimbiss im Zentrum von Rovaniemi, der schon geöffnet haben soll, wir fahren los und suchen diesen. Es sind vielleicht 5 Minuten mit dem Auto und das in einer Stadt, die flächenmäßig als eine der größten Städte der Welt gilt. Vor der Tür sind jede Menge freie Parkplätze, aber Achtung das Parken ist hier nicht kostenfrei.
Nach einem selten üppigen Frühstück gehen wir auf der anderen Straßenseite noch einmal durch das „Kauppakeskus Revontuli“, einem großen Einkaufszentrum und besorgen noch mal das Wichtigste für die nächsten Tage, wenn wir schon mal da sind. Schließlich ist es eine der letzten Gelegenheiten hier oben im Norden auf so eine Auswahl zurückgreifen, weiter nördlich werden die Orte und auch die Einkaufsmöglichkeiten übersichtlicher.
Dann, gegen ca. 10 Uhr morgens, machen wir uns auf den weiten Weg zum Norkap und nehmen im Zentrum von Rovaniemi, unmittelbar in der Nähe von McDonalds die E75 nach Norden.

Parkticket im Zentrum von Rovaniemi
Unser Parkticket im Zentrum von Rovaniemi, es beweist: wir waren vor 10 Uhr wieder auf der Straße

Unser Weg zum Nordkap

Jetzt sind es nur noch 700 km, dann haben wir es geschafft. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Norden. Unser Ziel ist der Campingplatz „Nordkapp Camping“ bei Honningsvåg (Norwegen), auf dem wir für drei Nächte eine Holzhütte (für umgerechnet nur 196 €) im Vorfeld gebucht hatten. Unser Weg dahin sollte uns quer durch Finnisch-Lappland und über unendlich lange und weite Landstraßen nach Norden führen. Straßen von denen man meinen könnte, dass 120 km/h kein Problem sind. Gerade, weit und übersichtlich, kaum Verkehr, aber immer wieder Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 60 Stundenkilometer. Warum, das sollten wir bald erfahren. Überall und ständig muss man mit Rentieren rechnen, sie lauern überall. Sie stehen urplötzlich mitten auf der Fahrbahn, in der nächsten Kurve oder auf der nächsten Kreuzung. Manchmal tauchen sie auch urplötzlich auf der Fahrbahn auf. Am Anfang ist es noch aufregend und wir fotografieren noch jeden Rentierhintern, irgenwann nervt es aber nur noch, schließlich wollen wir vorankommen und haben noch ganz schön was vor uns. Schilder weisen auch permanent auf die Gefahr hin, selbst auf Deutsch, damit man es unterwegs auch nicht vergisst. Auch Hupen interessiert die meisten im Übrigen nicht.
Junior hat immer gerne unterwegs mit Lego gespielt oder gebaut – ich weiß nicht wie oft alles quer durchs Auto geflogen ist, mehrfach mussten wir die kleinen Teile beim nächsten Halt wieder aus allen Ritzen popeln.
Trotz angepasster Geschwindigkeit von höchstens 60 bis 80 Stundenkilometern, sollte man gute Bremsen und gute Nerven mitbringen und ausgeschlafen sein – sie sind überall.

Rentiere überall in Lappland
Rentiere überall in Lappland, auf der Straße, in der Kurve, auf der Kreuzung, man muss immer damit rechnen

Wir fahren auf jeden Fall weiter über die E75 nach Norden und kommen durch viele kleine Orte. Unter anderem kommen wir durch Saariselkä (hier wollen wir in ein paar Tagen auf dem Rückweg ein Kanu für unsere Fahrt auf dem Lemmenjoki mieten), durch Inari (hier werden wir fünf Tage und vier Nächte in einer Hütte auf dem Inarisee verbringen). In Inari müssen wir extra noch mal kurz anhalten, zum einen um zu tanken und eine kleine Pause zu machen, zum anderen aber um an diesem Kreisverkehr zu zeigen wie weit wir schon im Norden und wie nah wir berits an Russland dran sind, es sind nur noch 303 km bis Murmansk am Nordpolarmeer (unsere Fahrt an die russische Grenze beschreiben wir in einem anderen Beitrag).

Bild

Aber weiter gehts, in Kaamanen verlassen wir die E75 und wechseln auf die Hauptstraße 92, eine überregionale Landstraße; relativ eng bei Gegenverkehr, aber vom Asphalt her sehr gut in Schuß – kein einziges Schlagloch! Eine derart abgelegene Straße würde in Deutschland wahrscheinlich nur noch aus Schlaglöchern bestehen.
Die Straße ist wie mit dem Lineal gezogen, schnurgerade und man kann über Kilometer ihren Verlauf einsehen. Es gibt, obwohl Juli, kaum Gegenverkehr, die Straße lädt zum Gas geben ein. Leider ist die Straße nur in horizontaler Richtung gerade, nicht aber in vertikaler. Ohne es zu merken, zeigt der Tacho irgendwann nicht mehr nur 80, sondern 120 km/h an. Auf Schildern wird vor sogenannten „Dips“ gewarnt.
Während ich mich noch so frage: „Was soll das sein?“, merke ich es wenig später. Es sind Senken, die man nicht unterschätzen sollte. Alle haben wir plötzlich so ein Achterbahn-Gefühl im Bauch, wenn es denn so plötzlich richtig bergab geht, Junior hat Spaß bis zum Anschlag: „Schneller Papa!“, aber vom Beifahrersitz kommen prüfende Blicke in Richtung Tacho.
Jedesmal wenn der Tiefpunkt so einer Senke erreicht ist spürt man förmlich wie das Auto in seine Federn geht. Das der vollbeladene Fahrradgepäckträger auf der Anhängerkupplung das nicht lange mitmacht, merken wir erst einige Tage später.
Angeblich, so erzählt uns die Auswanderin, die wir gleich hinter der Grenze kennenlernen werden, wurde die Hauptstraße 92 von deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg gebaut; auf Google Maps und Google Street View sieht sie so unscheinbar aus, aber auf Grund der ganzen Hügel und Täler auf einer schnurgeraden Piste, hat sie es echt in sich.

Am Ende unserer Achterbahnfahrt gelangen wir nach Karigasniemi. Karigasniemi gehört zur Geminde Utsjoki, welche die nördlichste Gemeinde der EU ist. In Karigasniemi machen wir eine letzte Rast in der EU/Finnland, bevor wir die Grenze nach Norwegen queren.
In dem Café kurz vor der Grenze werden wir von der Besitzerin auf Deutsch angesprochen. Wir treffen auf eine deutsche Auswanderin, die sich freut mal wieder ihre Muttersprache sprechen zu können. Sie erzählt uns, dass hier nicht viele Deutsche vorbei kommen, neben Norwegern und Finnen, sind es vor allem Russen, die hier die Grenzen queren. Die Dame ist zwar sehr nett, aber wir bleiben trotzdem nicht lange, nutzen ihr WC und trinken einen Kaffee. Anschließend geht es direkt auf die Grenze zu – wir verlassen die Europäische Union. Wir erwarten eine riesige Grenzanlage mit Parkbuchten, Schaltern, Schranken und Zöllnern, doch wir werden „enttäuscht“. Hier ist einfach nur eine Brücke über einen Fluss, dem Anarjohka (Finnisch: Inarijoki), dem Oberlauf des Tanaelva, dem großen finnisch-norwegischen Grenzfluß. Eine ganz normale Brücke, mitten in der Pampa. Stünde auf der Brücke nicht ein blaues Schild, welches man kaum erkennt, weil es mit Aufklebern aller Globetrotter dieser Welt beklebt wurde, das auf die EU hinweist, dann wüsste man gar nicht das man diese gerade verlassen bzw. betreten hat.
Auf der einen Seite hatten wir echt mehr „Grenze“ erwartet, aber auf der anderen Seite denken wir uns auch, wen interessiert es wenn hier irgendein finnisches Rentier durch den Fluss schwimmt oder die Brücke nach Norwegen nimmt. Gefühlt waren wir auf jeden Fall die einzigen hier, die hier heute die Grenze überquert haben.
Was wir zu dem Zeitpunkt noch so gar nicht auf dem Schirm haben ist, dass wir hätten unsere Uhr umstellen müssen. Norwegen hat die gleiche Zeit wie wir in Deutschland, die Finnen aber nicht, die sind eine Stunde zurück. So lang man keine Termine hat ist das im Juli sowieso egal, weil es eigentlich gar nicht mehr richtig dunkel wird; auch wir sind schon völlig strubbelig deswegen.
Nichts desto trotz fahren wir weiter nach Norden und passieren viele kleine norwegische Dörfer.
Auch auf norwegischer Seite heißt die Hauptstraße 92, die 92, praktisch – kann man sich gut merken.

Die Fahrt von Rovaniemi zum Nordkap

Insgesamt nehmen wir von Rovaniemi an, folgende Route:

  • Rovaniemi (wir starten bei McDonalds) und fahren über die E75 über …
  • Sodankylä
  • Saariselkä (bekannter Skiort, hier wollen wir uns das Kanu leihen)
  • Ivalo
  • Inari (hier wollen wir auf dem Rückweg Halt machen)
  • Kaamanen (ab hier gehts auf die Hauptstraße 92, Richtung Karasjok)
  • Karigasniemi (letzte Rast auf finnischer Seite/in der EU)
  • Karasjok (Norwegen: hier wechseln wir auf die E6 Richtung Lakselv)
  • Lakselv (hier folgen wir der E6 weiter Richtung Alta)
  • Olderfjord (hier wechseln wir auf die E69 Richtung Nordkap/Honningsvåg)
  • Kåfjord (hier geht es in den Norkapptunnel, rüber zur Insel Magerøya)
  • Honningsvåg (kurz hinter Honningsvåg erreichen wir unser Ziel)
  • Nordkapp Camping (Unser Ziel: Skipsfjord 20, 9751 Honningsvåg)

Der Nordkapptunnel

Besonderes Highlight auf dem Weg durch Norwegen weiter nach Norden, ist neben der immer wieder atemberaubenden Landschaft sicherlich der Nordkapptunnel, dieser verbindet das norwegische Festland und damit Europa mit der Insel Magerøya. Das Nordkap liegt nämlich auf einer Insel und kann somit nicht zum europäischen Festland gezählt werden und somit auch nicht zum nördlichsten Punkt auf dem europäischen Festland. Der nördlichste Punkt des europäischen Festlands liegt nämlich viel weiter südlich auf der östlich von Magerøya gelegenen Nordkinnhalbinsel und heißt Kinnarodden.

—Berge erheben sich, Bilder von unterwegs—
—Nordkaptunnel—
—Honningsvåg—

Wir erreichen abends gegen ca. 18 Uhr den Campingplatz „Nordkapp Camping“. Ziemlich erschöpft und von den Eindrücken unterwegs erschlagen kommen wir endlich an und wollen unsere reservierte Hütte beziehen. Auch hiet spricht man wieder Deutsch, eine Polin, die lange Zeit in Deutschland gelebt hat, steht hier an der Rezeption und spricht mit uns fließend Deutsch.
Manchmal fährt man einfach weg um nicht immer das Gleiche zu hören und zu sehen und dann ist man am Ende der Welt (Na gut: am Ende von Skandinavien) und man wird mit einem Ruhrpott-Slang angesprochen, den selbst Herbert Knebel kaum besser hinbekommt.
Die gute Dame ist „trotzdem“ sehr nett und erlaubt uns unsere Feuerschale und unseren Grill aufzustellen, so dass wir uns noch ein Abendessen brutzeln können.
Alle weiteren Erfahrungen und Eindrücke zum Nordkapp Camping und zur Region sollen in einem anderen Beitrag beschrieben werden.

10 Comments

  • Tanja

    Toller Reisebericht, haben eine ähnliche Tour im September 2019 vor und sind schon gespannt, wie es uns mit der Buchung des Autozugs gehen wird 😉

    • Hallo Tanja,
      vielen Dank für das Kompliment.
      Leider ist der Bericht noch gar nicht fertig und unsere Abenteuer am Nordkap und am Knivskjellodden und am Inarisee haben wir noch gar nicht in Worte gefasst, aber wir arbeiten dran 😉.
      Also wenn Du Lust hast bleib dran, mal sehen ob wir das bis September fertig kriegen.
      Samstag gehts aber erstmal für drei Wochen über Wales nach Irland, wir freuen uns drauf und werden auch davon berichten.
      Euch eine aufregende Reise in den Norden.
      Beste Grüße, der Camping-Klan

  • Felix Stettler

    Danke für den tollen Bericht. Wir sind die Strecke schon öfters selber gefahren, auf der Strasse. Aber so wie ihr das gemacht habt klingt sehr viel entspannter!
    Habt ihr gesehen ob man mit einem Hund auch mit dem Autozug fahren kann?

    • Hallo Felix,
      vielen Dank für das Kompliment. Leider habe ich immer noch nicht die Zeit gefunden, den Bericht ganz fertig zu machen.
      Aber trotzdem schön, dass er Euch gefallen hat. Zurück sind wir im Übrigen auch mit dem Auto gefahren, ich glaube das lässt der Bericht offen, wir haben also nur One-Way gebucht.
      Zum Thema Hund:
      Wir hatten damals keinen Hund dabei, aber im Netz habe ich bei der „VR-Yhtymä“ Folgendes dazu gefunden: https://www.vr.fi/cs/vr/en/pets_new. Ich denke also, dass das kein Problem sein sollte den Hund mitzunehmen.
      Viel Spass bei Eurer nächsten Reise nach Norden.
      Beste Grüße der Camping-Klan

    • Campingklaani

      Hallo,
      also als wir Mitte Juli (Hauptsaison) 2016 die Tour gemacht haben, war der Zug alles andere als ausgebucht.
      Es waren vielleicht 20 Autos darin.
      Der Zug kommt in Rovaniemi an, die Autowaggons werden abgekoppelt, eine andere Lok bringt sie zur Verladerampe.
      Die Verladerampe ist unmittelbar neben dem Bahnsteig wo man aussteigt.
      Ich würde schätzen, dass Ganze hat keine halbe Stunde gedauert.
      Wenn vielleicht alles voll ist und man der letzte ist der rausfahren kann, würde ich 30 bis 45 Minuten schätzen.
      Das ging alles schon ziemlich flott.
      Ich hoffe ich konnte weiterhelfen.
      Beste Grüße und gute Reise, der Klaani

  • Denise

    Hi, ganz vielen Dank für diesen super ausführlichen Bericht! Das mit dem Nichtfertigwerden, v.a. wenn dann auch noch Nachwuchs ins Spiel kommt, kenne ich zu gut. Irgendwie kommt man ziemlich schnell zu nichts mehr. 😉
    Wie voll war es am Nordkap im Sommer? Uns haben Bekannte komplett davon abgeraten im Sommer zum Nordkap zu fahren, im Winter wäre es viel schöner, da wäre weniger los. Skandinavien im Winter ist zwar auch einer meiner Träume, aber das Nordkap hatte ich bis dato nicht im Winter auf der bucket list.
    Vielen lieben Dank und Grüße von der Schlei!

    • Hallo Denise,
      wir waren 2016 dort, wie es jetzt ist mit den schwierigen Reisebedingungen kann ich schwer sagen.
      2016 war es auf jeden Fall so, dass wir erst abends gegen 21/22 Uhr zum Nordkap aufgebrochen sind. Wir sind erst gegen 16 Uhr von unserer Wanderung zum Knivskjellodden wiedergekommen und brauchten noch etwas Schlaf. Wenn ich mich recht erinnere hat die Zufahrt und auch das Besucherzentrum im/auf dem Nordkap die ganze Nacht geöffnet (ob 24/7 weiß ich nicht, aber sehr lange). Wir waren bis früh morgens bis 1/2.00 Uhr dort. Das Tolle, gerade im Juni/Juli wird es dadurch, dass die Sonne nicht mehr untergeht, gar nicht mehr richtig dunkel. Besonders diese tiefstehende Mitternachtssonne ist – wenn ein paar Wolken am Himmel sind – atemberaubend schön und allein deswegen schon ein Besuch im Sommer wert. Wie es mittags bzw. tagsüber ist kann ich nicht sagen, aber als wir da waren (21.00 bis 2.00 Uhr) war es absolut OK und nicht überfüllt.
      Wenn ich mich richtig erinnere kostete das Ticket, um mit dem Auto/Womo auf das Kap zu kommen, umgerechnet 60 €. Berechtigt aber auch 24 Stunden dort zu bleiben, das nutzen Viele um dort in ihren Autos oder Womos zu übernachten. Klar, war es für unseren 5-Stunden-Besuch dort etwas teuer, aber man ist nur einmal im Leben dort. Zu Fuss kommt man meines Wissens nach auch umsonst auf das Kap, aber Parken ist halt schwierig, entweder muss man dann hinwandern oder nach einem Shuttle gucken, den es vielleicht von Honningsvåg oder den umliegenden Dörfern aus gibt, direkt vor dem Kap parken ohne zu bezahlen könnte schwer werden ohne abgeschleppt zu werden.
      Also: Unsere Empfehlung nachts zum Kap und tagsüber zum Knivskjellodden wandern, hier waren wir zwei Tage lang die einzigen Menschen und man sieht das ganze Nordkap in seiner vollen Pracht, vom Kap selber aus sieht man gar nicht so viel.
      Und, … … der Knivskjellodden ist 1,8 km nördlicher als das Kap und damit der nördlichste Punkt von Magerøya. Wer aber den nördlichsten Punkt von Festlandeuropa erreichen will muss eigentlich zum Kinnarodden auf der weiter östlich liegenden Nordkinnhalbinsel, Magerøya ist nämlich nur eine vorgelagerte Insel. Wer auf die nördlichsten Inseln Europas will, der muss eigntlich bis nach Spitzbergen oder auf die Bäreninsel. Das Nordkap ist allenfalls der nördlichste Punkt, den man mit dem Auto in Europa erreichen kann – mehr nicht.
      Die viel anstrengendere Wanderung zum Kinnarodden steht ganz oben auf meiner/unserer Wunschliste, hoffentlich haben wir noch mal Gelegenheit davon zu berichten. Jetzt bin ich aber abgeschweift 😉
      Zusammenfassung: Nordkap im Sommer geht und lohnt auch, aber besser nachts. Und, Knivskjellodden ist viel schöner.
      Beste Grüße
      Der Campingklaani
      P.S.: Für alle Fragen und Erfahrungsaustausch stehen wir immer gerne bereit.

  • Manuela Pusch

    Wir haben diesen Autozug 2022 mit unserem Audi A6 Avant und Dachzelt genutzt, es war ein tolles Erlebnis. Zu Beginn etwas abenteuerlich, da der Zug aus Helsinki, welcher die beladenen Auto-Waggons in Pasila abholt, Verspätung hatte. Laut Fahrplan sollte es 19.30 Uhr losgehen. Rote Anzeigen in Finnisch und wir verstanden „nur Bahnhof“ und bammelten, ob wir unser Auto je wiedersehen ;), doch nach viel Geduld und 21.20 Uhr erschien der Zug. Die Wagons mit den Autos wurden in Pasila abgeholt und los gings. Der Zug raste durch die helle Nacht an riesigen, hunderte Kilometer langen Birkenwäldern vorbei. Und er holte die 1,5 h Verspätung über Nacht wieder ein, so dass wir pünktlich in Rovaniemi ankamen. Unser Weg führte uns dann über Schweden (Kiruna), nach Norwegen auf die Lofoten, über die Atlantikstraße, Trollstigen, Stegastein und einige Hochebenen zurück über Dänemark nach Deutschland (Sachsen). Die Reise war so faszinierend, dass wir dieses Jahr wieder starten. Insgesamt haben wir in 3 Wochen bei dieser Reise 7500 km zurückgelegt, 5700 km davon selber gefahren, 1800 km Nachtzug und Fähren.

    • Das hört sich echt toll an. Wir wollen dieses Jahr auch wieder nach Finnland. Diesmal mit der Fähre nach Lettland und dann über Tallin nach Helsinki. Wir sind sehr gespannt.
      Viel Spaß Euch,
      der Camping-Klan

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