Schichtfleisch im Dutch Oven auf den Holzfeuer.
Dieses Wochenende ist es endlich soweit, wir wollen endlich unseren Dutch Oven in Betrieb nehmen. Das gute Stück gabs von den Schwiegereltern zum Geburtstag. Zwar hatten wir ihn bereits mit in Schweden und auf den Ålandinseln, aber leider nicht die Gelegenheit ihn auszuprobieren. Es erfordert schließlich doch schon etwas Vorbereitung und viele freie Zeit. Da wir im Urlaub aber immer viel unterwegs sind, hatte es sich leider nicht ergeben; was im Nachhinein auch ganz gut so war, da sich herausstellte, dass gerade das erste Mal doch viel „Fehlerpotential“ bietet und viele Erfahrungen erst gemacht werden müssen. Für eine erstes Mal (mit Einbrennen) sollte man sich schon ein bis zwei ganze Tage reservieren. Aber zunächst erstmal etwas zum Ofen.
Dutch Oven
Der Dutch Oven – frei übersetzt „holländischer Ofen“ – ist ein gusseiserner Topf zum Braten, Backen und Kochen im Freien. Der Überlieferung nach brachten ihn holländische oder deutsche Einwanderer mit nach Amerika. Für die Siedler, die mit ihren Planwagen gegen Westen zogen, war es das ultimative Back-, Brat- und Kochgerät, sie konnten darin Brot backen, Suppe kochen oder Fleisch und Fisch zubereiten. Der Ofen kann dabei auf jeder Art offenem Feuer bzw. Glut betrieben werden, über dem Feuer im Erdloch genauso wie hängend am Dreibein. Diese traditionelle und ursprüngliche Art Essen draußen – in der Wildnis – auf dem offenen Feuer zu zubereiten, war natürlich etwas was uns sofort begeistert hat. Fans des Ofens nennen ihn auch einen DO (für Dutch Oven) oder abgeleitet davon auch einfach DOpf statt Topf.
Unser Modell ist ein DO570 von BBQ-Toro bzw. DO12 (für rund 12 Zoll Durchmesser) mit folgenden technischen Daten:
- Fassungsvermögen (Topf): ca. 11,5 Liter
- Fassungsvermögen (Deckel): ca. 2,8 Liter
- Durchmesser innen: ca. 34,5 cm
- Höhe ohne Deckel: ca. 19 cm
- Gewicht: ca. 14,5 kg


Das erste Mal
An einem herrlichen Wochenende Anfang Oktober sollte es losgehen. Am Freitag den 5. Oktober wollten wir ihn am Abend noch schnell für Samstag vorbereiten und einbrennen. Also rasch den Bräter ausgepackt, mit Spülmittel ausgewaschen und anschließend in der beiligenden Kurzanleitung gelesen, dass der Ofen bereits eingebrannt ist und danach nicht mehr mit Spülmittel gereinigt werden soll! (Smiley)
Da wir aber sowieso auf Einbrennen eingestellt waren – halb so wild. Also rasch etwas Feuer in der Feuerschale gemacht und rauf mit dem Ofen. Zunächst wird der Ofen etwas heiß gemacht und dann im heißen Zustand mit Öl eingerieben. Wir haben uns für Rapsöl entschieden, da es höheren Temperaturen besser wiederstehen kann. Das Einbrennen des Fetts hat zum Ziel dem gusseisernen Topf eine Art Patina aufzubrennen, die ihn vor Rost schützen soll und eine Art natürliche Beschichtung darstellt, die ein Anbrennen von Speisen vermeiden soll – ganz so wie bei modernen beschichteten Töpfen und Pfannen. Im Netz hatte ich auch einen Hinweis gefunden, dass man den Topf mit einer Schweineschwarte einreiben soll – leider hatten wir keine und daher mussste das Speiseöl herhalten.
Wichtig: danach soll der Dopf nicht mehr mit Spüli gereinigt werden, sondern nur noch mechanisch bzw. mit heißem Wasser.




Das Rezept
Natürlich hatten wir im Vorfeld schon alles eingekauft, dazu brauchten wir natürlich ein Rezept, zumindest beim ersten Mal eine hilfreiche Angelegenheit, schließlich wollten wir das Ganze ja auch nachher noch essen; aber dazu später mehr.
Im Netz sind dazu massenweise Rezepte und Anleitungen und Videos zu finden. Allerdings habe ich keine einzige Anleitung zur Zubereitung auf offenem Holzfeuer gefunden und das war genau das was wir machen wollten, schließlich hatten die Planwagenfahrer keine Eierkohlenbriketts dabei, die sie abzählen konnten. Wir wollten also direkt bei ersten Mal die möglichst ursprüngliche Variante austesten um so ein bischen das Planwagenfahrergefühl nachzufühlen, OK zwar im Garten und nicht in der Prärie, aber es sollte ja auch nur ein erster Test sein, bei dem wir lernen wollten wie wir das Ganze demnächst in der Prärie starten.
Auf slowcooker.de fanden wir genau das Rezept wonach wir gesucht haben, „Männeressen: Schichtfleisch aus dem Dutch Oven„. Das klang gut: 3 Kilo Nacken mit ein paar Zwiebeln dazwischen. Wow. Eine detaillierte Einkaufsliste und eine bebilderte Zubereitungsanleitung ist auf slowcooker.de zu finden.
Am Samstagnachmittag konnte es dann endlich los gehen, gegen 16 Uhr haben wir bereits in der Feuerschale ein ordentliches Holzfeuer entzündet, in welches nachher der vorbereitete Dopf gestellt werden sollte. Die Vorbereitung hatten wir zunächst ganz eng am Rezept durchgeführt und natürlich auch im Bild festgehalten:
- Dutch Oven noch ein mal einfetten
- Boden und Wände des DO mit Speck auslegen
- Im Vorfeld gewürzten Schweinenacken (3 Kilo) zusammen mit …
- dicken Scheiben von Speisezwiebeln im Dopf schichten
- oben drüber die BBQ-Sauce geben
Hier ein paar Bilder von unseren Vorbereitungen:




Und dann, rauf mit dem Ding aufs Feuer – was soll noch schief gehen? Drei Stunden soll das Ganze jetzt auf dem Feuer bruzzeln (inzwischen war 17 Uhr) und demnach konnten wir uns ausrechnen würde es ein spätes Abendesssen werden. Ingesamt waren wir sechs Erwachsene und zwei Kinder die das Essen mit Sehnsucht erwarteten und was soll ich sagen, der Hunger trieb einen ein wenig dazu das Ganze etwas zu beschleunigen. Grundsätzlich ist das aber eher eine schlechte Idee, denn ein Slowcooker (Langsamgarer) lässt sich nicht beschleunigen, dass ist so als wolle man eine Schnecke anschieben. Das haben wir aber erst später gelernt.




Alles verbrannt
Nach ca. zwei Stunden qualmte es aus dem Dopf auffällig. Hmm, ob das so sein sollte, wir waren uns nicht sicher. Zur Sicherheit wollten wir nach ca. zwei Stunden das zweite Mal in den Dopf gucken. Das erste Mal hatten wir bereits nach einer Stunde reingeschaut und da sah das Fleisch oben rum zwar ein wenig knusprig aus, aber OK (siehe Bilder oben).
Aber nun, nach ca. zwei Stunden offenbarte sich uns das gesamte Ausmaß der Katastrophe: Wir hatten es geschafft 3 kg Schweinenacken für rund 20 € zu ca. einem Kilo Holzkohle zu verarbeiten.
Sensationell!
Die Frustration war groß und der Hunger (inzwischen hatten wir 19 Uhr) auch.
Die ersten Anwesenden machten sich über die Folienkartoffeln her. Als der Qualm verzogen war und tatsächlich klar wurde, dass nichts mehr von dem Schichtfleisch zun geniessen war, sind wir noch schnell los und haben im Supermarkt ein paar Würstchen geholt.
Dieser erste Versuch war komplett gescheitert.
Hier das letzte Bild von der Katastrophe, weitere Bilder gab es nicht:

Zweiter Versuch
Aber der Campingklaani wäre nicht der Campingklaani wenn er es nicht noch mal versuchen würde und so war klar, ein zweiter Versuch würde in größter Bälde auf den ersten folgen.
Zunächst einmal brachte aber die Analyse im familiären Kreis am nächsten Morgen zu Tage, dass es für das Fleisch im Dopf vermutlich zu heiß gewesen ist. Im Netz kann man nachlesen, dass eine Temperatur von 170 bis 180° C nicht dauerhaft überschritten werden sollte.
OK, dann war das trockene Fichtenholz, das später noch zu Beschleunigungszwecken zum Einsatz kam wohl doch zu viel, vermutlich hatten wir weit über 300 °C in dem Dopf. Das Fleisch ist zu Recht verdampft.
Wir wussten also für den zweiten Versuch muss es weit weniger heiß sein, außerdem müssen alles satt sein und Zeit haben.
Wir warteten dafür bis zum 20. Oktober, also zwei Wochen, bis wir unsere zweite Chance kriegen sollten.
Diesmal waren wir auch bereit etwas vom Rezept abzuweichen, aber im Großen und Ganzen wollten wir das Rezept von slowcooker.de noch einmal nachkochen.


Neben den Speck, mit dem Boden und Wände ausgekleidet werden sollten, hatten wir noch die vier Stücke Bauch, die wir noch im Eis gefunden haben, mitverarbeitet. Sie sollten uns noch ein wenig mehr Fett und Feuchtigkeit hergeben, wir hatten die Vermutung, dass es auch daran beim letzten Mal gemangelt hat. Außerdem haben wir oben drauf noch ein paar Rippchen gelegt, die sollten in drei Stunden auch zart werden und etwas Abwechslung bringen.
Für das Feuer hatte wir diesmal zwei Feuerschalen vorbereitet, eine für den Dutch Oven zur Zubereitung und eine für die Produktion für Holzkohle. In die Feuerschlae für den Dutch Oven sollten diesmal nur vollständig runtergebrannte Scheite, die nur noch glühen, nicht brennen. So der Plan!






Gegen 21 Uhr (völlig ausgehungert) konnten wir dann endlich essen, selbst Junior, der sich zuvor eine Wurst erbeten hatte, war begeistert.

Gerne stehen wir für Fragen zum Rezept und für den Dutch Oven auf dem Holzfeuer jederzeit per Mail oder per Kommentar zur Verfügung.


Hey, sieht super lecker aus.
Vielen Dank für die Anleitung. Ich habe gestern genau den gleichen Fehler wie ihr beim ersten Mal gemacht. Oven in die Feuerschale und dann permanent nachgelegt. Das gab dann auch einen Topf voll Holzkohle. 🙈😅
Hallo David,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Das ist sehr ärgerlich, aber mich freut es, dass wir nicht die einzigen sind 😝.
Das „Kochen“ mit Holz ist aber auch weit aus anspruchsvoller, als abgezählte Eierkohlen zu verwenden 😵💫.
Beim nächsten Mal wird’s bestimmt besser.
Beste Grüße aus Gotland.
Der Camping-Klan