Rønne auf Bornholm bei der Einfahrt in den Hafen, Ostern 2019.

 

Unsere Fahrt nach Bornholm

Unser Wecker schrillt, erst der eine, dann der andere: Es ist 3:00 Uhr morgens! Das ist nicht unsere Zeit, wenn überhaupt nur dann, wenn wir vom letzten Tag „übergeblieben“ sind. Doch heute ist alles anders, schließlich war ich schon um 20:30 Uhr am Vortag im Bett.
Heute wollen wir nach Bornholm und unsere Fähre geht um 11:50 Uhr ab Sassnitz mit oder ohne uns.
Mit ein wenig Reserve zum Check-In (in der Regel so 15 bis 45 min., je nach Fährlinie) und für unvorhergesehene Pausen, Staus, Baustellen, Sperrungen und Unterbrechungen planen wir 11 Uhr als Ankunftszeit; mal angenommen wir kommen um 4:00 Uhr zu Hause weg, dann bleiben uns 7 Stunden Zeit. Die Herausforderung dabei, wir müssen „nur noch“ die knapp 700 km zwischen hier (östliches Ruhrgebiet) und Sassnitz mit dem Auto überwinden.

Das Auto ist aber zum Glück schon gepackt und nur der Fahrer fordert für sich den Luxus einer vollumfänglichen Behandlung im Bad ein, damit er sich wohl und fit für die Fahrt fühlt. Der Fahrer bin im Übrigen ich und ich bin daher auch derjenige dem beide Wecker jetzt das Stündlein schlagen, die anderen bleiben erstmal noch liegen. Nach einigen Anlaufproblemen und jeder mit ein wenig Verzögerung, treffen wir uns alle vier im Auto. Es ist 4:15 Uhr, Abfahrt.
Das Thermometer zeigt 3 °C und es ist wirklich ziemlich kalt, also erstmal die Heizung im Auto voll aufdrehen, damit die noch halb schlafenden Kinder nicht noch auskühlen, sondern wieder einschlafen. Wir decken beide zu und machen uns auf den Weg nach Nordosten.

Die Route

Grob planen wir A2, A7, A1 und A20. Google meint zwar, dass bis Hamburg auch die A1 geht, aber wir entscheiden uns wegen der vielen Baustellen und Sperrungen auf der A1 und aufgrund eigener Erfahrungen für die A2 und die A7 bis Hamburg, um dann erst bei Seevetal auf die A1 Richtung Lübeck zu wechseln. Die Fahrt selbst ist bis hier hin recht unspektakulär. Die Familie schläft, und wir kommen Stunde um Stunde sehr gut durch. Trotzdem staunt man, gerade wenn man es nicht gewohnt ist, was zu der nachtschlafenden Zeit so alles auf den Autobahnen los ist, trotzdem haben wir freie Fahrt. Am Anfang noch etwas zögerlich, schließlich sind auf der Anhängerkupplung 4 Fahrräder und auf dem Dach ein Boller- und ein Kinderwagen. Aber wenn man erstmal Vertrauen in seine eigenen „Verzurrungskünste“ gefunden hat wird die Fahrt doch von ganz allein immer zügiger.

Der erste Schnee

Das Thermometer fällt weiter und auf Höhe von Minden im äußersten Nordosten von Nordrhein-Westfalen geraten wir bei 0 °C in einen handfesten Schneesturm. „Wow“ denke ich, es ist der 13. April, eine Woche vor Ostern und wir fahren mit der Absicht ein paar Sonnenstrahlen einzufangen in den Osterurlaub nach Norden und jetzt das, man friert alleine vom Hinsehen. Gut, dass ich der einzige bin der gerade die Augen auf hat. Dem Auto und den Gepäckstücken außen dran macht das Wetter zum Glück nichts und die Lebensmittel und die ungekühlten Getränke auf der Ladefläche werden wohl frischer auf Bornholm ankommen, als hätten wir sei dort gekauft.
Auch die nächsten Stunden ziehen nur so an uns vorbei und wir haben tatsächlich keine nennenswerten Verkehrshindernisse, die A20 von Lübeck nach Rostock ist sowieso nicht stark frequentiert und wir erreichen die Raststätte Fuchsberg-Süd bei Glasin auf halber Strecke zwischen Lübeck und Rostock gegen 8:15, um ein erstes Mal nachzutanken. „Wir liegen gut in der Zeit, wenn es so weiter geht, kommen wir prima durch“, denke ich. Während des Tankes versüßt uns ei weiterer kleinerer Schneeschauer den Aufenthalt, schließlich hat sich das Thermometer seit Minden nicht mehr wirklich gerührt. Als Beweis, versuche ich die Schneeflocken im Bild festzuhalten:

Schnee an der Raststätte Fuchsberg-Süd auf dem weg nach Bornholm, Ostern 2019.
Schnee an der Raststätte Fuchsberg-Süd auf dem weg nach Bornholm, Ostern 2019.

Wir erreiche Rügen

Nur kurze Zeit später erreichen wir die Abfahrt „24 Stralsund“, wo wir die A20 in Richtung Stralsund auf die B96 verlassen. Inzwischen sind alle wach und wollen wissen, wann wir denn endlich da sind. Ich schätze mal vorsichtig noch so 2 Stunden ab. Wir folgen der landschaftlich schönen B96 durch Mecklenburg-Vorpommern nach Norden und erreichen schon nach kurzer Zeit Stralsund. Direkt hinter Stralsund – der Verkehr ist inzwischen etwas dichter geworden – können wir einen ersten Blick auf die Rügenbrücke ergattern, die uns dann auch so gleich als B96 über die Insel Dänholm und den Strelasund nach Rügen bringt.
>>> 02_foto_rügenbrücke
Kurz vor „Bergen auf Rügen“ ist ein Stück der B96 gesperrt, wir werden aber per Schild umgeleitet und erreichen tatsächlich gegen 10:20 Uhr den Fährhafen „Neu Mukran“ in Sassnitz. Rekord; damit war nicht zu rechnen, wir haben also mit Tank- und Windelpause (ca. 30 min.) rund 6 Stunden gebraucht und das für eine Strecke von genau 667 km. Das macht (abzügl. der Pause) eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 121 km/h. Dem Fahrradgepäckträger und dem Dachgepäck hat das nichts ausgemacht. Jetzt haben wir etwas Zeit zum Zittern.

Warteschlange im Fährhafen Sassnitz (Neu Mukran) vor dem Check-In nach Bornholm.
Warteschlange im Fährhafen Sassnitz (Neu Mukran) vor dem Check-In nach Bornholm.

Check-In nach Bornholm im Fährhafen Sassnitz.
Check-In nach Bornholm im Fährhafen Sassnitz.

Sassnitz auf Rügen
Die Stadt Sassnitz im äußersten Nordosten von Rügen stellt mit ihrem Fährhafen „Neu Mukran“ das Tor nach Skandinavien dar. Von hier aus kommt man schnell mit der Stena Line nach Trelleborg in Schweden und mit der Bornholmslinjen nach Rønne auf Bornholm (DK). Sassnitz ist mit der Lage auf Rügen und der Anbindung über die B96 an die A20 bei Stralsund super leicht und schnell zu erreichen, da die B96 zurzeit noch ausgebaut wird. Das Seebad in der südlichen Ostsee ist zusammen mit dem Nationalpark Jasmund im Norden und der Nahe zu Binz und Prora sicherlich ein sehr schönes Urlaubsziel; vielleicht kommen wir bald mal zum Paddeln her, aber heute benutzen wir nur den Fähranleger.

Das große Zittern

Während wir so in der Warteschlange vor dem Check-In stehen und warten fällt uns wieder ein, dass da ja noch ein wenig Nervenkitzel zu erwarten war. Das Ausweisdokument von einem von uns ist seit ein paar Monaten abgelaufen. In der Regel werden die Papiere – wir kennen es zumindest nicht anders – beim Check-In an der Fähre zumindest einmal vom Mitarbeiter gesichtet. Ob er uns wohl die Mitreise deswegen verwähren kann? Wir wissen es nicht, das Internet hat dazu nichts ausgespuckt. Leider haben wir komplett vergessen, dass das Dokument zusammen mit dem Geburtstag abgelaufen ist und haben das erst am Vortag festgestellt. Also abwarten.
Die Schlange zum Check-In zieht sich wie ein Kaugummi und alles dauert. Was wir vom Auto aus sehen können ist, dass die Schalter gar nicht mit Personal besetzt sind, sondern nur so Scan-Automaten (wie beim Parkhaus) offensichtlich den Weg in den Hafen freigegeben. Daneben steht aber in jeder Spur eine Person mit gelber Warnweste.
Wir sind dran, der freundliche junge Mann – ich nenn ihn einfach mal „Student“ – hilft uns lediglich dabei, den Strichcode auf dem selbst ausgedruckten Ticket zu finden und diese richtig unter den Scanner zu halten. Es piept und die Schranke öffnet sich, wir können fahren.
„Unauffällig“ frage ich den Student noch: „und kommt da jetzt noch ne Passkontrolle?“ Aber der Gute ist sich nicht sicher, meint aber nein! Puh denken wir, Glück gehabt.
Das erste Mal das wir beim Check-In im Hafen nicht unsere Ausweisdokumente vorlegen müssen, Europa sei Dank.
Allgemein scheint es aber so zu sein, dass man bei Bornholmslinjen oder ganz generell im Fährhafen Sassnitz auf einen vollständig automatisierten Check-In umstellen möchte und das mit den Scannern bereits in der Testphase ist.
Uns ist es egal, wir sind drin, Polizei oder Zoll sind zumindest hier und heute nirgends zu sehen. Wenn wir auch noch nicht auf der Insel sind, aber wir sind unserem Ziel ein Stück näher.

Doch nach Trelleborg?

Ein Blick auf unsere gerade erhaltene Bordkarte offenbart, dass wir uns als einziges Auto (von Hunderten) in die Schlange nach Trelleborg stellen sollen, zumindest hängt über der angegebenen Reihe ein Schild mit dem Aufschrift Trelleborg. Wir werden erstmal stutzig und stellen uns entgegen der Anweisung auf unserer Bordkarte einfach mal in die Schlange nach Rønne. Ich steige aus und frage mich mal ein wenig durch ob noch jemand nach Rønne will, aber „vom Automaten“ nach Trelleborg geschickt wurde. Die Leute prüfen alle noch mal ihre Papiere, aber sie wollen alle nach Rønne und werden auch von dem System so auf die Wartereihen verteilt, dass überall das Schild „Rønne“ drüber hängt. Komisch.
Hafen- oder Fährpersonal ist nicht in Sicht und so entschließen wir uns im Bordershop von Stena Line, der sich hier direkt neben dem Warteberich befindet, einmal nachzufragen.

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