Route Kanutour Sandön

 

Kanutour zur Insel Sandön/Färnebofjärden.

Wie bereits erwähnt, sollte es noch einen Beitrag zur Abenteuer-Kanutour im Färnebofjärden Nationalpark geben. Nun, hier ist er. Der große Bruder und ich wollten eine Kanutour auf dem Färnebofjärden (See) machen und auf jeden Fall eine Nacht in der Wildnis verbringen – am liebsten auf einer einsamen Insel und wir wollten Wölfe heulen hören!

Zunächst aber erstmal etwas zum Färnebofjärden und warum gerade der, schließlich gibt es in Schweden etliche Seen mit noch mehr einsamen Inseln. Beim Färnebofjärden-See, der gleichzeitig auch Namensgeber für den riesigen Nationalpark ist, handelt es sich eigentlich um den Unterlauf des Dalälven. Der Dalälven zählt mit seinen Zuflüssen zu den längsten Flusssystemen Schwedens, bevor er in den bottnischen Meerbusen (Ostsee) mündet. Im Unterlauf breitet er sich durch fehlendes Gefälle zu mehreren Seen aus, der größte davon ist der Färnebofjärden, welcher gleichzeitig fast vollständig als Nationalpark gilt und somit ein besonders geschützten Naturraum darstellt.

Zudem kann man hier beides: Kanuwandern auf dem Fluss oder auf dem See – mit Wellengang auf dem offenen See, Wildwasser/Stromschnellen oder auf ganz seichtem Wasser in ruhigen Buchten.
Hinzu kommt die besondere Lage im „Norden“, der See liegt nämlich auf der Nordlandsgrenze, dem sogenannten „limes norrlandicus“, an welcher Flora und Fauna Mitteleuropas auf die Nordeuropas treffen und er ist trotzdem nur 150 km (2 Stunden) nordwestlich von Stockholm entfernt. Für uns als Norden-Fans hat genau diese reizvolle Aussicht den Ausschlag gegeben.

Angereist sind wir vom Tiveden Nationalpark (siehe hier Beitrag zum Tiveden Nationalpark) über die E18 nach Heby auf die Östa-Halbinsel bei Tarnsjö. Auf dem Campingplatz vom Östa Camping haben wir für vier Tage unser Lager aufgeschlagen, den Beitrag zum Östa Camping findet Ihr hier.

Vorbereitung und Planung überspringen und direkt mit der Tour anfangen.

Die Vorbereitung

Nun, Inseln gibt es im Färnebofjärden genug, nur nicht jede ist geeignet. Es gibt Inseln die saisonal oder dauerhaft unter Naturschutz stehen und nicht betreten werden dürfen. Teilweise darf man sich bis auf 100 m nicht mal dem Ufer nähern, auf roten Bojen wird vor der Küste darauf hingewiesen (ein Foto konnte ich wegen der hohen Wellen leider nicht machen!). Im eigenen Interesse, im Interesse der Natur sowie im Interesse der Nationalparkbetreiber und der Einheimischen sollte man sich an den ausgewiesenen Übernachtungsplätzen orientieren. Karten mit eingetragenen Rasthütten, Zeltplätzen und Feuerstellen (s. auch Beitragsbild) findet man im Netz und vor Ort als Printkarte auf Deutsch kostenfrei am Nationalparkeingang (Huvudentre).

Haupteingang Färnebofjärden Nationalpark
Hinweistafeln am Haupteingang vom Färnebofjärden Nationalpark in der Nähe von Gysinge.

Zunächst einmal ging allem ein wenig Planung voraus, hier die für uns wichtigsten Dinge …

  1. Woher und wie fahren wir (Routenplanung)?
  2. Wie wird das Wetter (Alternativplanung)?
  3. Wo und wie übernachten wir (Übernachtungsplanung)?
  4. Was essen wir und darf man Feuer machen (Proviantplanung)?

Also, zur Planung:

    1. Route: Zunächst planten wir mit den Erfahrungen, die wir bereits gemacht haben eine Tour von rund ca. 15 km bis zur Insel Karlholm (s. Abb. 1. Karlholm). Je nachdem wie Wind und Wasser zu bewältigen sind, sind ca. 15 km für eine Tagestour mit einem 11-jährigen im Zweier-Kanadier durchaus genug – sicher schafft er noch mehr, aber es soll ja auch noch Zeit für andere Dinge (z. B. Schwimmen) bleiben. Unser Plan war beim Östa Camping (ganz im Süden) zu starten, bis zur Insel Karlholm (1.) zu paddeln, zu übernachten und am nächsten Tag wieder zurück zu paddeln. Dabei ist natürlich zu beachten, dass man eine Richtung (hin oder zurück) in der Regel gegen den Wind (selten dreht der Wind über Nacht!) und gegen eine evtl. vorhandenen Strömung (gerade bei durchflossenen Seen) paddeln muss und sich diese u. U. aufaddieren können. D. h. man sollte auch immer an den Rückweg denken. Alternativ hatte ich die Halbinsel Bårbyhällan (2.) und die Insel Sandön (3.) als Übernachtungsplatz geplant, schließlich weiß man ja nie wie weit man kommt! Generell wollten wir uns in den offenen Seebereichen bei der Paddelroute an den Inseln und Felsen orientieren um nie zu weit von einem rettenden Ufer entfernt zu sein.
      Für den Hinweg hatte ich in etwa die folgende Route (von Süd nach Nord) geplant (s. auch der nachfolgende Kartenausschnitt):

      • Östa Camping am Östaviken nach Norden i. R. …
      • Tinesät am Westufer, von dort aus nach Norden i. R. …
      • Strömsholmen, von dort aus weiter nah Norden i. R. …
      • Gångborn, hier um die Landzunge herum und weiter nach Norden i. R. …
      • Storholmen, hier nordöstlich mit Kurs auf …
      • Svärdsholmen und dann i. R. …
      • Sandön (s. 3. in Abb.), hier weiter nach Norden i. R. …
      • Korpholmen am Korpholmssundet und dann östlich am Ufer entlang i. R. …
      • Färjestaudden, von dort aus am Ufer von …
      • Utön vorbei nach Norden und dann nordwestlich nach …
      • Österåker und von hier stramm nach Norden über …
      • Hamreheden an Bårbyhällan (s. 2. in Abb.) vorbei und …
      • Ista, immer schön in Ufernähe, dann noch mal nordöstlich an …
      • Stavnäs vorbei nach Norden bis nach …
      • Karlhom (s. 1. in Abb.) …
      Übernachtungsmöglichkeiten Nationalpark Färnebofjärden
      Karte des Nationalpark Färnebofjärden mit ausgewählten Übernachtungsmöglichkeiten.

      Für den Rückweg wollte ich prüfen, wie die Route war und ob man etwas besser/anders machen kann, unter Umständen auch wetterbedingt (windgeschützte Route). Aber generell war der Plan auch wieder so zurück zupaddeln, schließlich wollten wir eine Rundtour machen um keinen lästigen Boots- und Autotransfer einplanen zu müssen.

    2. Wetter: Das Wetter ist eine der größten Unbekannten bei einer solchen Tour und es birgt auch in bekanntem Terrain große Gefahren. Für uns lag unbekanntes Terrain vor uns und daher war eine verlässliche und recht genaue Wetterprognose wichtig. Besonders ist dabei auf das Wert „Prognose“ Wert zu legen, den auch bei guter Prognose kann es sich plötzlich ganz schlecht entwickeln. Erfahrungsgemäß kann schon ein „laues Lüftchen“ die Wellen selbst auf einem Binnensee zu beachtlicher Höhe auftürmen (s. auch Beitrag Paddeln auf dem Loch Ness, 2017). Und nicht nur die Wellenhöhe an sich ist entscheidend, sondern auch der Wind gegen den man unter Umständen anpaddeln muss und ob er böig kommt oder dauerhaft.Wie dem auch sei: Für Donnerstag, den 16. August war das Wetter als sonnig mit einigen Wolken, bei einer maximalen Windgeschwindigkeit von bis zu 15 km/h aus Südwest (SW) für Gysinge angekündigt. Grenzwertig, aber machbar, schließlich ist das schon fast eine Windstärke 3 auf der Beaufortskala. Für Freitag, den 17. August war ab 12 Uhr mittags Gewitter angekündigt, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 19 km/h, die wollten wir auf jeden Fall meiden. Wir wussten also wir sollten weit vor 12 Uhr wieder zurück sein, um sicher zu sein sollten wir Reserven einplanen, zur Not müssten wir eine Nacht länger bleiben oder uns sogar abholen lassen.Die Wettervorhersage hätte also alles in allem etwas besser sein können, aber es war ja nur eine Vorhersage, es könnte ja auch noch besser kommen.Natürlich lässt sich das Wetter für eine Region ganz einfach googeln. Inzwischen gibt es aber auch ganz gute Apps, die bei der genauen Planung sehr hilfreich sein können und die z. B. auch den räumlichen und zeitlichen Verlauf einer Regenfront visualisieren können, Windstärken und Wellenhöhen anzeigen. Dafür ganz gut geeignet ist z. B. die App von windfinder.com.
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    3. Übernachtung: Wie schon bei der Routenplanung erwähnt, hatten wir das Ziel Karlholm (1.). Alternativ hätten wir noch in Bårbyhällan (2.) und in Sandön (3.) übernachten können. Von diesen Orten wussten wir das es einen offiziellen Zeltplatz und einen Windschutz mit Feuerstelle gibt – genau wonach wir suchten. Einen Tag vorher hatten wir auf dem Weg zu einem Supermarkt (ICA in Österfärnebo) um die Vorräte für die Tour zu beschaffen noch beim Windschutz in Sevedskvarn gehalten. Dieser liegt relativ dicht an der Straße und kann ganz gut über den Parkplatz erreicht werden, der hinter der letzten Brücke am ersten Abzweig rechts vom Granövägen liegt, wenn man diesen nach Südosten vom Haupteingang des Nationalparks kommend folgt. Er liegt hier fast gegenüber von der Insel Leholmen, unmittelbar auf Höhe der Stromschnellen; wahrscheinlich ein guter Platz zum Angeln. Wir wollten hier zum einen nach Informationen zur Benutzung schauen und prüfen ob aktuell das Brennholz aufgefüllt ist und ob es noch ein aktuelles Feuerverbot wegen der Rekordhitze im Sommer 2018 gibt (hier hing nichts, aber zur Sicherheit haben wir auch noch mal an der Rezeption unseres Campingplatzes nachgefragt). Das Holz war auch komplett aufgefüllt, was ja zum Ende der Hochsaison nicht unbedingt selbstverständlich ist, und daher fühlten wir uns gut vorbereitet – ein Lagerfeuer war fest eingeplant. Zur Übernachtung hatten wir unser 2-3 Personenzelt (Foto), zwei ganz schlanke Luftmatratzen (die man auch ohne Pumpe aufblasen kann ohne blau zu werden und damit man nicht direkt auf dem Waldboden liegt) und unsere Schlafsäcke dabei (die, weil Winterschlafsäcke ohne Zweifel den meisten Platz fraßen), das reicht in der Regel für eine Übernachtung. Natürlich alles trocken in einem Packsack verpackt. Laut Wetterbericht sollte die Nacht trocken werden. Ein wenig Antimückenzeug haben wir auch noch eingepackt, falls die Lage bei Sonnenuntergang ungemütlich werden sollte, so direkt am Wasser an warmen Sommerabenden in Schweden. Die Nacht könnte also kommen wir waren vorbereitet:
      Wanderzelt auf Sandön
      Unser Wanderzelt (2 – 3 Personen) am Strand der Insel Sandön in Färnebofjärden Nationalpark.

      Hier unsere detaillierte Packliste für die eine Nacht (mit Reserve für mehr!) bzw. für die Fahrt nach Sandön:

      • Leichtes Wanderzelt (ca. 2 kg Packgewicht)
      • Schlafsäcke (großes Packmaß, da Winterschlafsäcke)
      • Luftmatratzen (kleineres Packmaß) oder Isomatten
      • Kleines Kopfkissen (Packsack mit Inhalt oder Jacke geht auch!)
      • Eine zusätzliche Decke (falls zu kalt oder zu warm im Schlafsack)
      • Taschenlampen (eine Maglite + Zeltlaterne)
      • Gutes Antimückenzeug
      • Proviant (s. nächster Abschnitt)
      • Kühltasche (s. nächster Abschnitt)
      • Angeln + Zubehör (Köder, Haken usw.) + Kescher + Fiskekort (s. u.)
      • Geschirr + Besteck (scharfes Messer um ggf. Fisch auszunehmen)
      • Taschenmesser (Multitool mit Zange und Säge)
      • Ein Trockentuch
      • 10 l Trinkwasser im Faltkanister (zum Kochen, Zähne putzen, waschen …)
      • Feuerzeug oder Streichhölzer (ganz wichtig – beinahe vergessen!!!)
      • Kleiner Klappgrill (bereits mit Kohle vorbereitet, falls kein Brennholz)
      • Gaskocher (für Notfall)
      • Kleines Beil (für Notfall)
      • Klappspaten + etwas Klopapier
      • Wechselklamotten (einmal komplett, falls Starkregen, Kenterung o. Ä.)
      • Ein Handtuch (zum Schwimmen, nicht zum Duschen ;-))
      • Badehosen (nicht zwingend, geht auch nackt ;-))
      • Seil (25 m), zum Sichern und Treideln des Boots und als Wäscheleine
      • Spiele (Reiseschach + Kartenspiel, falls Langweile)
      • Ein Kuscheltier 😉
      • Notfallhandy (ausgeschaltet und kentersicher am Mann verstaut!)
      • Fernglas
      • Fotoapparat
      • Landkarte bzw. Seekarte + Kompass (leider vergessen)
      • Natürlich Boot, Paddel, Schwimmesten und Bootswagen 😉
        … habe ich was Wichtiges vergessen? (gerne Kommentieren!)

      Erstaunlich ist, wie viel da für eine Nacht zusammenkommt, aber man weiß ja nie vielleicht wird’s auch noch ne‘ Zweite oder mehr (Wetter!).
      Außerdem, ob man eine Nacht oder 5 Tage fährt, die Menge ändert sich nur unwesentlich. Das kennt jeder der gerade für den Wochenendausflug mit der Familie das Auto packt.

    4. Proviant: Nun aber zu einem der wichtigsten Themen! Was werden wir essen, schließlich sind wir den ganzen Tag aktiv und draußen an der frischen Luft und wie bereiten wir es zu und wie viel packt man als Notreserve ein, falls sich der Ausflug unfreiwillig verlängert?
      Nun, zunächst einmal ist es immer wichtig zu wissen ob man am Lagerplatz Feuer machen kann oder nicht. Das Feuer ist nicht „nur“ für die Romantik, sondern tatsächlich auch für die Verpflegung wichtig, man kann grillen, braten, backen und kochen!Da der Sommer 2018 auch in Schweden sehr heiß war und einige große Waldbrände ausgebrochen sind, gab es bis Anfang August in vielen Kommunen Verbote für offenes Feuer. Diese Erfahrung hatten wir bereits in Schonen (Skåne) bei Falsterbo und im Tiveden Nationalpark gemacht. Zum Glück – wir hatten extra noch mal nachgefragt – aktuell gab es kein Feuer- und Grillverbot für den Färnebofjärden Nationalpark. Die Shelter (Schutzhütten) sollten zudem mit genügend Holz gefüllt sein, hatten wir ja in Sevedskvarn stichprobenartig überprüft, und so stand unserem Biwak nichts mehr im Wege.

      Unser gepacktes Kanu
      Unser gepacktes Boot mit Bootswagen, Trinkwasser, Kühltasche, Packsäcken uvm.

      Außerdem hatten wir noch einen Angelschein (Foto) in der Tasche, der uns für einen Tag (Dygnskort) 60 SEK, also rund 6 € kostete. Er gilt 24 Stunden und zwar ab Ausstellung. Wir hatten ihn erst kurz vorher am Campingplatz gekauft und die nette Dame hat dort die Uhrzeit eingetragen, so hatten wir keinen Schein für den 16.08., der ja schon halb rum war, sondern einen vom Nachmittag des 16.08. bis zum Nachmittag des 17.08. – na dann, Petri Heil!

      Der Plan war, während der Paddeltour ein wenig die Rute raushängen zu lassen und das was man fängt zum Abendessen auf dem offenen Feuer zuzubereiten bzw. evtl. noch etwas vor Ort zu angeln. Ich hatte dazu ein spitzes scharfes Messer und einen Kescher eingepackt.

      Angellizenz (Fiskekort)
      Angellizenz (Fiskekort) für den Nationalpark Färnebofjärden am 16.08.2018.

      Natürlich hatte ich für unterwegs in unserer Kühltasche einen Kringel schwedische Fleischwurst und etwas Polarbröd dabei und für den Abend (falls uns nichts ins Netz gehen sollte) ein paar Grillpølser im Polarbröd (richtige Brötchen hatten wir nicht bekommen). Keiner sollte schließlich hungern müssen. Fürs Frühstück war auch Polarbröd und Fleischwurst eingeplant.
      Polarbröd ist ein eher süßes flaches Brot, ähnlich dem Fladenbrot, und schmeckt in Kombination mit der Fleischwurst einfach spitze; Zufall – aber man muss ja auch mal Glück haben.
      Für den Notfall hatten wir auch noch einen halben Sack Kohle dabei, falls wider Erwarten kein Brennholz vorhanden bzw. zu finden sein sollte, das müsste bei sparsamen Umgang auch zwei Tage reichen. Daneben hatten wir allerlei für zwischendurch mit, jede Menge Kekse, Schokoriegel, Weingummi (für abends am Feuer), Marshmallows, Kuchen und so schwedische Karamelschnecken, die wir aber dann doch nicht angerührt haben.
      Ganz unten auf dem Grund der Kühltasche versteckten sich auch ein paar vorgekühlte Dosen Bier, die hier aber nur als Kühlpacks dienen sollten 😉 und keinesfalls für den späteren Verzehr am Abend am Feuer und Sonnenuntergang gedacht waren. Das sollte auch jeden Fall für einen tollen Zwei-Tages-Ausflug reichen.
      So eine Kühltasche hält doch, wenn man sie nicht direkter Hitze aussetzt und nur bei Bedarf öffnet, mit vorgekühltem Inhalt doch 3 bis 4 Tage – je nach Außentemperatur – weitestgehend die Kälte, diese Erfahrung hatten wir bereits auf unserer Floßfahrt auf dem Klarälven 2014 in Schweden (s. Beitrag) gemacht.

      Eingekauft hatten wir zuvor alles in dem kleinen ICA in Österfärnebo, damit die Sachen möglichst frisch waren für die Tour. Den Supermarkt hatte uns Google Maps als den nächstgelegenen zum Östa Camping herausgesucht (37 km, min. 30 Minuten Fahrt), was ich bis heute noch bezweifele, aber der Weg dorthin führte uns auch am Haupteingang des Färnebofjärden Nationalparks vorbei und durch Gysinge und an den sich dort befindlichen beeindruckenden Stromschnellen vorbei.

      Stromschnellen bei Gysinge
      Stromschnellen bei Gysinge im Färnebofjärden Nationalpark.

      Zu dem Supermarkt noch eine kleine Anekdote: Während ich so in dem Markt stehe und einkaufe, fällt das Licht bzw. der Strom darin aus, da der Laden keine Fenster und Oberlichter hat ist es dermaßen stockdunkel da drin, dass man sich an den Regalen entlang zum Ausgang vortasten muss. So etwas ist mir noch nicht passiert. In einem Laden, den man nicht kennt kommt das einem Labyrinth gleich. Die Kasse konnte ich glücklicherweise finden, da die Kassiererin die Taschenlampe an ihrem Smartphone eingeschaltet hat. Leider kann sie nicht Kassieren, weil es eine elektronische Kasse ist, zum Glück läuft aber nach ein paar Minuten wieder alles und an der Kasse hat sich eine kleine Gruppe von Kunden zusammengefunden, die sich jetzt erst gegenseitig erkennen. Die Stimmung ist völlig relaxt, als ob das hier öfter vorkommen kann!

Nun aber zur Tour

Am Donnerstag, den 16.08. sollte es dann nun nach langer Vorbereitung endlich losgehen. Wir waren schon ziemlich aufgeregt. Die Mädels von Campingklaani – von der eine leider noch nicht schwimmen kann und deshalb nicht mitfahren darf – hatten für den Nachmittag einen Stadtbummel mit Shopping in Uppsala geplant (s. Beitrag).

Bequemerweise hatten wir das Boot und unser Gepäck nicht schon am Mittwoch gepackt und so stand Donnerstagmorgen nach dem Frühstück erstmal Packen auf dem Plan und so verzögerte sich dann alles doch sehr stark (hätten wir besser am Tag vorher gemacht).
Kurz um, wir waren erst gegen 14 Uhr abfahrbereit. Aber dann hieß es endlich: das Boot auf den Bootswagen und alles Gepäck ins Boot und ab zum Steg vom Östa Camping. Dort angekommen waren wir zunächst doch erst überrascht was so eine Windstärke 3 mit dem Schwimmsteg und den daran befestigten Booten macht. Die Boote schepperten ganz schön ordentlich aneinander und vor den Steg, so dass man doch auf ganz schön Seegang schließen musste, einzelne Wellen hatten durchaus eine Höhe von 30 bis 50 cm. Wir waren zunächst verunsichert, wollten uns aber langsam vortasten.

Planänderung mit Folgen

Just in dem Moment kommt eine dreiköpfige Familie um die Landzunge am Västerudd (Westkapp) in einem Leihkanadier (vom Östa Camping selbst) gepaddelt. Das Kind das in der Mitte sitzt ist nicht älter als meiner und scheint zu schlafen. Naja, dann kann es ja so schlimm nicht sein.
Die Familie kommt immer näher und landet beim Östa Camping an, nach ein paar Sätzen auf Englisch stellen wir fest, dass alle Deutsch sprechen und tauschen uns über den Seegang auf dem See ein wenig aus. Der Vater meint, dass man in den offenen Seebereichen schon etwas aufpassen muss, aber wenn man entlang der Küste bzw. entlang der Inseln fährt bieten diese einen guten Schutz vor dem Südwest- oder Westwind (so genau konnte ich das nicht beurteilen). Wenn man jemanden hat, der gerade das Wasser befahren hat auf das man möchte, so ist das Gold wert – besser als jede App.

Ich entschließe mich kurzfristig und ohne lange Überlegung und Planung, meine bereits geplante Route über den Haufen zu werfen und der Route der anderen Paddler, an den Inseln Braskarön und Algön entlang, zu folgen. Ich bin der Meinung, dass ich das mit Hilfe der Karte hinkriegen müsste.
Wir verabschieden uns von den anderen Paddlern und von den Campingklaani-Mädels, wünschen ihnen einen tollen Tag in Uppsala und legen ab. Wir tasten uns erstmal langsam vor, nach Norden, immer schön an der Küste der Östahalbinsel entlang.

Steg des Östa Camping
Abfahrt vom Steg des Östa Campings im Färnebofjärden Nationalpark.
An der Östahalbinsel entlang nach Norden
An der Östahalbinsel entlang nach Norden im Färnebofjärden Nationalpark.

Wo ist die Kühltasche

Und so wie wir so vor uns hinpaddeln und uns mit dem See und dem Wind vertraut machen und die Landschaft bestaunen, fragt Junior (ehr um mich zu foppen) ob wir auch nichts vergessen haben. Ich denke so nach und sage noch so locker weg: „Und wenn, dann haben wir es halt nicht mit, Pech gehabt!“ In Gedanken gehe ich aber dann noch mal alles durch und überlege, was denn so richtig wichtig wäre und wofür ich tatsächlich noch mal umdrehen würde. Als erstes komme ich auf Proviant. Ist die Kühltasche da? Wo ist die Kühltasche?

So ein K…! Wir haben die Kühltasche tatsächlich vergessen, die steht vermutlich noch im Wohnwagen und kühlt vor sich hin. Nicht zu fassen. An alles gedacht nur das Wichtigste fehlt. Kekse und Kuchen sind zwar an Board und Wasser auch, aber auf alles andere verzichten – Nein!
Also zurück. Zum Glück habe ich den Zweitschlüssel vom Wohnwagen in meiner Tasche.
Auf dem Weg zurück nach Süden zum Schwimmsteg vom Östa Camping merken wir erstmalig was der Südwestwind (es ist Südwestwind!) so kann, wir kommen zwar vorwärts, aber nur unter großer Anstrengung. Damit hätten wir dann bereits die erste Stunde rum ohne wirklich Weg gemacht zu haben – aber „C’est la vie“, wie der Franzose sagen würde oder besser noch „Det är livet” würde der Schwede wohl sagen.
Am Steg angekommen raus aus dem Boot und ab zum Wohnwagen, Junior bleibt im Boot, ich sichere es aber trotzdem mit einem Seil, man weiß ja nie. Die Mädels sind noch da, haben aber die Katastrophe nicht bemerkt. Also kurz alles erklären, Kühltasche schnappen und noch mal verabschieden, zurück zum Boot und Anlauf Nummer zwei. Junior: „Bis Du jetzt sicher das Du alles hast Papa?“, Papa: „Grrr!“

Jetzt geht’s endlich los

Ja, jetzt geht’s endlich los. Wir lösen uns nach einer halben Stunde am zum ersten Mal vom schützenden Uferbereich und begeben uns auf den offenen See um die erste Insel zu erreichen, wir glauben auf die Insel Sandreveln zu zusteuern. Wind und Seegang sind ordentlich (Windgeschwindigkeit und Wellenhöhe sind schwer zu schätzen, siehe Fotos und Video), aber händelbar.
Wir halten den Landzipfel am Västerudd für den Landzipfel am Östaholm und lösen uns ab in Richtung Sandreveln, Braskarön und Algön.

Blöder Fehler, die Landzunge am Östaholm müsste viel viel größer sein und die vor uns liegenden Inseln auch, aber auf dem Wasser wirkt oft alles ganz anders als auf der Karte. Zur Größenbeurteilung von Inseln und Landzungen fehlt einem einfach der Vergleich und so sind wir bereits nach einer halben Stunde auf falschem Kurs. Tatsächlich sind wir unterwegs zu dem sehr kleinen Eiland Kattskären, Koordinaten: 60°10’47.9″N und 16°46’46.4″E und halten es zunächst für Sandreveln.
Die Inseln (Sandreveln, Braskarön und Algön) im Osten halten wir für Teile vom Festland, der dahinterliegende Wald des tatsächlichen Festlandes verschwimmt derart stark mit dem Wald auf den Inseln, das sie als solche nicht mehr erkennbar sind. Ein Kompass wäre sicher gut gewesen, wir haben auch einen (einen mechanischen und einen elektronischen), aber dummerweise nicht dabei. Vermissen ihn aber auch nicht, da wir noch glauben richtig zu sein.
In der Ferne sehen wir ein zweite Insel (60°10’54.1″N 16°46’44.8″E) und halten diese zunächst noch für Braskarön oder Algön, merken aber nach einem Blick in die Karte, dass diese mindestens ein Haus oder ein Hütte beheimaten müssen, beide. So langsam erwächst der Verdacht das wir falsch liegen.

Wir müssen uns also neu orientieren. Da das „Land“ im Westen nur das Westufer des Färnebofjärden sein kann versuche ich wieder auf die ursprünglich geplante Route an der Insel Strömsholmen vorbei zurück zu schwenken, das Land im Norden kann nur Strömsholmen bzw. die Landzunge Gångborn mit dem davor liegenden „Kung Eriks sten“ (Der Stein König Eriks) sein.

Felsen bei Strömsholmen
Felsen bei Strömsholmen (Kung Eriks Sten) im Färnebofjärden Nationalpark.
König Eriks Stein (Kung Eriks Sten)
König Eriks Stein (Kung Eriks Sten) bei Strömsholmen.
Die Geier kreisen schon.
Vogelbeobachtung (Raubvogel) im Färnebofjärden Nationalpark.
Die Geier kreisen schon.
Vogelbeobachtung (Raubvogel) im Färnebofjärden Nationalpark.
Wir sind zuversichtlich die richtige Route wiederzufinden.
Es gelingt uns weitestgehend, trotzdem sind wir verunsichert, eigentlich müsste man Sandön, an seinem charakteristischen Südende und dem sich dort nach Westen windenden Landzipfel sehr gut erkennen können. Wir landen zunächst auf dem Svärdsholmen an und halten es für eine Weile für Sandön. Nach etwas Kartenstudium und einem Blick ins Fernglas erkennen wir aber im Nordosten doch eindeutig die Insel Sandön und sind froh endlich wieder genau zu wissen wo wir sind.

Seerosen und Uferschilf
Seerosen und Uferschilf vor der Insel Svärdsholmen.
Gelbe Seerose
Gelbe Seerose vor Svärdsholmen im Färnebofjärden Nationalpark.
Zum Glück waren Wetter (Sonne pur, 25°C) und See (Seegang nach Gångborn wg. Südwestwind ganz OK) gnädig zu uns und zum Glück sind wir auch nicht grob in die falsche Richtung gepaddelt.
Wir setzen unsere Tour nun also wie ursprünglich geplant fort und paddeln auf der Westseite von Sandön weiter nach Norden. Wir kommen dem Ufer recht nah und können dort am Strand (Weststrand im Norden der Insel) sogar Menschen sehen, die uns großzügig ihre Feuerstelle anbieten. Wir bedanken uns und lehnen erstmal ab, schließlich haben wir noch einiges an Strecke vor uns, insgesamt sind wir jetzt schon ca. 2 Stunden unterwegs und haben vielleicht gerade mal etwas mehr als eine Drittel der Gesamttour (bis Karlholm) gemacht.
Es ist ca. 17 Uhr und wir zweifeln das erste Mal daran ob es überhaupt eine Chance gibt, das Ziel Karlholm überhaupt noch zu erreichen, schließlich wollen wir ja noch schwimmen, angeln, Feuer machen. Dennoch paddeln wir zunächst einmal weiter, auf der Westseite von Sandön entlang weiter nach Norden, um Sandön herum nach Osten, an Korpholmen vorbei, am Südufer von Hemön entlang nach Osten und am Färjestaudden vorbei. Hier kann man gut den am Ufer befindlichen Windschutz erkennen, der auch in der Karte eingetragen ist. Wir sind richtig, juhu!
Wir machen uns weiter in Richtung Norden am Ostufer von Utön entlang und merken das es etwas frischer wird (Foto).

Ostküste Sandön
Zunahme der Bewölkung auf dem Rückweg von Utön nach Sandön.

Wir merken das der Wind aus Südwest ganz schön ordentlich bläst und entscheiden etwa in der Höhe von Gräsholmarna endgültig Karlholm und Bårbyhällan als Ziel aufzugeben. Wir entschließen uns die Nacht auf Sandön zu verbringen, müssen dort aber jetzt erst mal wieder hinpaddeln bzw. zurück.

Statt der geplanten Route nehmen wir also in etwa die folgende, tatsächliche Route:

  • Östa Camping (Start), nach Nordwest bis zum …
  • Västerudd (Westkapp) und i. R. Norden zur Insel/Felsen …
  • Kattskären, von hier weiter nach Norden zur nächsten Insel …
  • Strömsholmen, von dort aus weiter nach Norden i. R. …
  • Gångborn, hier um die Landzunge herum und am …
  • Kung Eriks sten (König-Erik-Stein) vorbei weiter nach Norden direkt i. R. …
  • Svärdsholmen (halten wir zunächst für Sandön) und dann i. R. …
  • Sandön, hier weiter nach Norden i. R. …
  • Korpholmen am Korpholmssundet und dann östlich am Ufer entlang i. R. …
  • Färjestaudden, von dort aus am Ufer von …
  • Utön vorbei nach Norden bis etwa auf Höhe von …
  • Gräsholmarna, von hier aus dann zurück nach …
  • Sandön (Ziel).

Hier ist unsere tatsächliche Route, mit der Fitbit-App aufgezeichnet:

Tatsächliche Route nach Sandön
Tatsächliche Route nach Sandön, mit Fitbit aufgezeichnet.

Die eigentliche Herausforderung

Doch die eigentliche Herausforderung steht uns erst jetzt bevor. In dem Moment wo wir umkehren und tatsächlich vom Färjestaudden südwestlich gen Sandön paddeln packt uns der doch recht ordentliche Wind von vorne.
Von Vorteil ist tatsächlich, dass so auch die Wellen direkt frontal auf uns zu kommen, nur sind sie teilweise so ausgeprägt, dass sie vorne vom Boot durchschnitten werden und über den Süllrand der Länge nach über das Boot laufen und auch teilweise hereinschwappen. Der Seegang (Wellenhöhe geschätzt so ca. 40 bis 50 cm) ist ordentlich und immer wieder versuchen Wind und Wellen unseren Kurs zu ändern und das Boot zur Seite zu drücken, was noch ungünstiger ist, da uns die Wellen so leichter umwerfen bzw. ins Boot schwappen können. Auf meinem Steuermannplatz im Heck des Bootes habe ich ganz schön zu tun um das Boot zu einen zu stabilisieren und zum anderen auf Kurz zu halten. Der Junior im Bug hat seinen Spass, für ihn ist das gerade ein wenig wie Wildwasserbahn, schließlich spritzt das Wasser von vorne hoch und wird vom Wind über das gesamte Boot verteilt.

Nach einigen Minuten realisieren wir, dass wir uns eigentlich nur auf der Stelle bewegen. Wenn wir nicht noch eine Schippe drauf legen kommen wir hier in drei Tagen nicht weg. Der Eifer bzw. das Tempo vom Hinweg reicht nicht aus um gegen Wellen und Wind anzukommen. Wir schaffen es aber mit Erhöhung der Schlagzahl und kräftigeren Schlägen gegen den Wind anzukommen.

Zunächst versuchen wir wieder etwas näher ans Ufer von Hemön zu kommen um ein wenig mehr Schutz zu haben, aber es ist schwer und der Unterschied nicht groß. Als wir dann doch weiter südlich kommen merken wir wie uns Sandön selbst irgendwann Schutz bietet und das Wasser wird wieder etwas ruhiger und der Wind lässt nach. Logisch, hätten wir auch eher drauf kommen können!
Im Schutz von Sandön paddeln wir auf das Ostufer von Sandön zu um dann um die Nordspitze herum auf die Westseite zu kommen. Auf dem Hinweg hatten wir ja den netten Strand im Norden der Insel auf der Westseite und die Feuerstelle mit Holzlager vom Ufer ausmachen können.
Der Rest der Strecke paddelt sich mühelos (der Wind hat scheinbar nachgelassen) und wir landen tatsächlich auf Sandön.

Weststrand von Sandön
Weststrand von Sandön (Blick nach Südwesten), Färnebofjärden.
Weststrand von Sandön
Weststrand von Sandön (Blick nach Norden), Färnebofjärden.

Die Nacht

Zunächst einmal müssen wir das Boot sichern, so etwas wie auf Taransay (Äußere Hebriden, Schottland 2017, siehe Beitrag) soll uns schließlich auf keinen Fall noch mal passieren.
Dann bringen wir alles Wichtige von Board, verschnaufen etwas und essen und trinken eine Kleinigkeit.
Währenddessen merken wir, dass wir nicht alleine sind auf der Insel. Es scheint tatsächlich noch eine Familie auf der Insel zu biwakieren. Es ist eine vierköpfige Familie aus Belgien mit zwei etwas älteren Kindern (älter als Junior), die bereits seit einigen Tagen mit ihren zwei Booten auf dem Färnebofjärden unterwegs ist und bereits die zweite Nacht auf Sandön übernachten will, weil es ihr hier so gut gefällt. Ich spreche kurz etwas mit der Mutter (man beschnuppert die neuen Nachbarn) und dann hört und sieht man sich fast nicht mehr, was sicher beiden Seiten ganz angenehm ist, denn warum fährt man sonst auf eine „einsame“ Insel.
Ich glaube sie nutzen die Feuerstelle auf der Ostseite der Insel, direkt gegenüber von uns so zu sagen, mit etwas Mühe kann man ihre Zelte erkennen.

Während ich also weiter unser Gepäck an Land bringe und nach einem geeigneten Fleck für unser Zelt Ausschau halte, möchte Junior gerne baden gehen. Das Wasser ist zwar kalt, aber das schreckt ihn nicht ab, Hauptsache planschen. Ich such also die Badehose raus mache ein paar Bilder und baue in Ruhe das Zelt auf.

Schwimmen vor Sandön
Junior geht vor Sandön im eiskalten Wasser des Färnebofjärden baden.
Unser Zelt am Westufer von Sandön
Unser Zelt im Schutz der Bäume direkt am Westufer von Sandön.
Anschließend versuchen wir unser Glück unser Abendbrot selbst und frisch aus dem See zu zaubern, schließlich haben wir alles dafür mit und eine gültige Fiskekort (s. o.). Zunächst versuchen wir es von den Felsen im südlich unseres kleinen Strandes, aber wir sind ohne Erfolg. Auch das Anfüttern mit etwas Polarbröd bleibt ohne Ergebnis. Wir ziehen um und stapfen etwas durch die Pampa bis zu Nordspitze der Insel und suchen uns dort einen schönen Felsen um unsere Angeln in den Sund zwischen Sandön und dem Ufer gegenüber zuhängen, …
… aber auch hier, nach ca. einer Stunde, kein Erfolg.
Die Sonne geht langsam unter und unsere Mägen beginnen zu knurren, also Plan B.

Wir bereiten die Feuerstelle etwas vor und entzünden ein paar dicke Holzscheite um zunächst die Hinterlassenschaften an dem an einer Kette (fest) hängenden Grillrost abzufackeln. Das praktische Aufstell-Grillrost fürs Wandern, das mir meine Frau geschenkt hat und was jetzt im Wohnwagen liegt – kommt mir so in den Sinn – wäre jetzt gut, aber was solls: Dreck reinigt den Magen und Junior interessiert es sowieso nicht.

Wir grillen uns also unsere mitgebrachten Pølser und verschlingen diese in Polarbröd eingerollt. Danach haben wir immer noch Hunger und vergehen uns an der Fleischwurst, die eigentlich fürs Frühstück sein sollte aber egal.
Im Hintergrund geht die Sonne langsam im See unter und der Abend klingt so richtig schön aus – mit Summen in den Ohren. Mückenzeit.
Schnell sprühen wir uns mit den Resten des „Hyttyskarkote Aerosoli“ aus Finnisch-Lappland ein und tatsächlich das zwei Jahre alte Zeug tut immer noch seinen Job, die Viecher bleiben uns weitestgehend fern und wir können in Ruhe den Sonnenuntergang genießen.

Unsere Feuerstelle
Unsere Feuerstelle am Weststrand von Sandön, mit Schwenkgrill.
Unser Feuer
Unser Feuer in der Feuerstelle am Weststrand von Sandön.
Sonnenuntergang Sandön
Unsere Feuerstelle und unsere Angeln mit Sonnenuntergang im Hintergrund.
Feuer nach Sonnenuntergang
Unser Feuer auf Sandön nach dem Sonnenuntergang.
Für die fest geplante Inselerkundung, gerade des südlichen Zipfels, fehlt uns aber die Kraft und wir haben nur eine Taschenlampe. So entschließen wir uns einfach noch ein paar Scheite nachzulegen, am Feuer zu bleiben, etwas Schach zu spielen und uns ein paar Geschichten zu erzählen. Gegen kurz vor zwölf beschließen wir schlafen zu gehen, schließlich wollen wir morgen früh los und haben auch noch ganz schön was vor uns, wenn der Wind wieder so aus Südwest bläst.

Lagerfeuer auf Sandön
Unser Lagerfeuer nachts am Ufer von Sandön.
Die Nacht verläuft ruhig, wir schlafen tief und fest.
Leider hören wir keine Wölfe heulen, vielleicht schlafen wir aber auch nur zu fest nach diesem anstrengenden Tag.Einen Wecker haben wir nicht gestellt, ich verlasse mich darauf mit den ersten Sonnenstrahlen wach zu werden, in der Regel funktioniert das immer.

Der Rückweg

Gegen halb neun werde ich wach und beginne damit das Zelt auszuräumen, die Sachen zu packen, wassergeschützt im Boot zu verstauen und etwas aufzuräumen (Feuerstelle sauber machen, etwas abwaschen usw.). Junior lasse ich schlafen so lange wie ich seine Sachen nicht benötige.

Unser Rastplatz
Unser aufgeräumter Rastplatz am nächsten Morgen.

Gegen 9:45 Uhr sind wir abfahrbereit, ich verabschiede mich noch einmal kurz von den Belgiern (es ist immer gut wenn jemand weiß, wann und wo man aufgebrochen ist) und dann geht’s auf den Rückweg.
Für den Rückweg will ich der Westküste Sandöns nach Süden folgen und mich dann direkt nach Süden an den Inseln weiter hangeln, bis nach Algön und Braskarön. Über den Korälven nach Sandreveln und bis nach Östaholm. Von dort an der Küste entlang nach Westen bis zum Östa Camping.
Wind und Wellen sind gut machbar. Auf den offenen Abschnitten zwischen den Inseln ist es doch manchmal doch ganz schön unruhig, aber nicht so schlimm wie gestern der Rückweg nach Sandön. Also, alles gut!
Wir bleiben auch ganz gut auf dem Kurs. Vor der Küste der Inseln (ohne Namen), die sich südlich an Sandön anschließen treffen wir auch wieder auf die roten Bojen (s. o.) die ein saisonales Betretungsverbot für die Inseln signalisieren. Wir halten gebührend Abstand und kommen trotz etwas Südwestwind gut voran. Ist das die Ruhe vor dem Sturm, schließlich sollte es ja ab 12 Uhr Gewitter geben? Aber nein, alles bleibt ruhig, so kann der Wetterbericht täuschen.

Wie wir so das Westkapp der Östa-Halbinsel passieren, fällt uns noch mal der schöne Badestrand auf, den wir auf jeden Fall am Nachmittag noch mal ausprobieren wollen.

Wir kommen erschöpft, aber glücklich und zufrieden gegen 11.30 Uhr am Anleger des Östa Campings an. Das Wetter hat sich prima gehalten und unser Abenteuer geht hier zu Ende.

Doch noch ein Fisch

Am Nachmittag halten wir dann noch mal, vor Ablauf unserer Fiskekort, die Haken ins Wasser. Der Bequemlichkeit halber haben wir dafür den Anleger vom Campingplatz gewählt. Wir probieren verschiedene Köder aus, füttern etwas an und dann tatsächlich, ein Biss.
Aufregung und Hektik macht sich breit, der Kescher ist vor wenigen Minuten bei einem anderen Manöver kaputt gegangen und es regnet ein wenig, aber es ist amtlich Junior hat was an der Angel.
Wir holen es raus und entfernen vorsichtig den Haken, es ist ein kleiner Barsch (Foto), zu klein.
Wir lassen ihn wieder ziehen, nichts hätten wir lieber gemacht, als unseren eigenen Fang zum Abend zu zubereiten, aber dieser junge Bursche war schlicht zu klein und satt geworden wär davon auch niemand.

Fang des Tages
Unser Fang des Tages, ein kleiner Barsch direkt am Östa Camping.

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Hier noch ein paar Bilder vom tollen Badestrand am Östa-Westkapp (Västerudd), an dem wir den Nachmittag haben ausklingen lassen.

Östa Badestrand
Badestrand an der Nordwestspitze der Östahalbninsel.
Badesteg am Badestrand
Badesteg am Badestrand an der Nordwestspitze der Östahalbinsel.

Zusammenfassung:

Zweitägige Kanurundtour von Östa nach Sandön und zurück (Färnebofjärden)

Datum: Do. 16.08. bis Fr. 17.08.2018 (2 Tage, 1 Nacht)
Art der Tour: Kanutour, Rundtour, Gepäcktour, Kanuwandern, Wasserwandern
Dauer: insgesamt ca. 4 bis 5 Stunden (hin + rück)
Länge: insgesamt ca. 25 bis 30 km (hin + rück)
Bootstyp: Zweier-Kanadier (2-Kanadier)
Mobile Adventure Symphony 16
Länge: 4,88 m, Leergewicht: 35 kg (ca. 190 kg Zuladung)
Gewässer: Färnebofjärden (Süßwassersee), See im Unterlauf des Daläven
Nationalpark Färnebofjärden, Schweden
Start: Östa Camping, Tärnsjö, Uppsala Län, Mittelschweden (Svealand)
Startkoordinaten: 60°10’23.9″N 16°47’25.1″
Ziel: Rundtourziel: Insel Sandön, Gävleborgs Län, Nordschweden (Norrland)
Zielkoordinaten: 60°12’39.3″N 16°47’23.0″E
Wetter: sonnig (ca. 25 °C), vereinzelt Wolken
Windstärke: 2 bis 3 (10 bis 15 km/h), Südwest
Wellenhöhe: ca. 20 bis 40 cm
Schwierigkeitsgrad: I bis II, leicht bis mäßig schwierig, stark wetterabhängig
familientauglich: ja, wenn alle Familienmitglieder etwas Erfahrung mitbringen (keine Anfänger)
Alterstauglichkeit: ca. ab 8 Jahre (sicherer Schwimmer, Gold o. Ä.)
Besonderheiten: keine Umtragen, kein Bootswagen erforderlich

Wir hoffen das Lesen hat Spass gemacht und Lust darauf das Abenteuer selbst zu erleben.
Vielen Dank für Eure Kommentare und Fragen!

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